18.02.2019 Portrait Charlotte Bettendorf

Unser Reiterportrait von Alexandra Koch


Charlotte Bettendorf – auf dem Weg zu großen Erfolgen
Charlotte Bettendorf ist zurzeit die erfolgreichste Luxemburger Springreiterin. Man kann sagen, dass sie im letzten Jahr den wirklich großen Sprung ins internationale Turniergeschehen geschafft hat.

19/06/2011 REITEN : GP DE LUXEMBOURG
Charlotte BETTENDORF auf Kiwi du Gibet
Foto Marcel Nickels

Man kann wahrlich behaupten, dass Charlotte Bettendorf hocherfolgreich ins Jahr 2018 gestartet ist. In Gahlen reichte es zum Sieg im Großen Preis, In Offenburg kamen weitere Siege und Top-Platzierungen hinzu. Der Umzug nach Belgien in den Stall von François Mathy hat der Luxemburger Reiterin offenbar gutgetan. Sie blickt voller Zuversicht auf die kommenden Aufgaben.
Gleich mal zu Anfang blicken wir in die Zukunft. Sie sagten mal, in Aachen reiten wäre Ihr großer Traum – bleibt dieser bis heute bestehen?
Ja, natürlich ist das noch mein großer Traum. Wer würde nicht in Aachen reiten wollen. Und ich glaube, dass ich mittlerweile schon einen großen Schritt näher dran bin als noch vor ein paar Jahren. Bisher war der Saut Hermes in Paris für mich mit Abstand das genialste Turnier!
Auch, weil Sie in den Profi-Turnierstall der Mathys gezogen sind?
Genau! Ich bin seit dem 1. November bei François Mathy in Belgien Bereiterin. Er war auch schon Besitzer von Safir, mit dem ich in 2016 sehr viel Erfolg hatte und unter anderem eine Prüfung auf dem CSI***** in Stuttgart gewinnen können! Auch Salta de Cartigny stellte er mir 2017 zu Verfügung und gab mir damit die Gelegenheit, zum Sieg bei den Luxemburger Meisterschaften zu reiten.
Wir hatten schon etwa zwei bis drei Jahre guten Kontakt. So kam auch jetzt so die Entscheidung ganz zu ihm zu ziehen!
Wie sieht Ihr Tag bei den Mathys aus? Wie viele Pferde reiten Sie aktuell?
Aktuell habe ich zehn Pferde unter dem Sattel. Sie sind alle siebenjährig oder älter, weshalb ich mit ihnen richtig gut bei internationalen Turnieren mit dabei sein kann.
Im Moment sind Raia D´Helby und J-Figyelem meine Top-Pferde! Mit ihnen konnte ich nun innerhalb kürzester Zeit bei einigen hochkarätigen Springen Top-Platzierungen sammeln und sogar den Großen Preis von Gahlen für mich entscheiden!
Ich bin ja bei François Mathy Senior angestellt, natürlich trainiert er mich ab und zu auch.
Aber auch mit François Mathy Junior tausche ich mich ab und zu aus! Wir reiten täglich alle zusammen in der gleichen Halle!
Mein Wunsch für dieses Jahr ist es, jetzt in diesem Stil weiterzumachen und viele gute Platzierungen zu erreichen.
Sie wurden in eine Reiterfamilie geboren. Nicht nur Sie, sondern auch Ihre Eltern und Brüder reiten und sind im Springsattel erfolgreich. Wie kommt es, dass Pferdeliebe bei den Bettendorfs anscheinend in der Familie liegt?
Mein Vater fing mit 15 Jahren an zu reiten, er musste aber immer Schulpferde reiten. Deswegen hat mein Großvater angefangen zu züchten. Danach hat mein Vater das Züchten übernommen und meine Brüder und ich haben das Reiten von ihm übernommen, beziehungsweise das Vorstellen auf Turnieren. So wurde das immer von Generation zu Generation weitergegeben. Meine Mutter war auch immer dabei. Sie hatte schon, als wir noch ganz klein waren, eine Ponyreitschule. Wir sind also von Anfang an mit Pferden und Ponys aufgewachsen.
Wann haben Sie mit dem Reiten begonnen?
Ich habe mit vier Jahren die ersten Reitstunden bei meiner Mutter gehabt. Das fand ich aber schnell langweilig und hab dann bei meinem Vater noch zusätzlich Springstunden genommen. Ich wusste ganz schnell, dass ich in meinem Leben was mit Pferden machen und am liebsten Turniere reiten wollte! Meine Eltern sahen das anfangs nicht so gerne, deswegen habe ich dann zwei Jahre lang studiert, aber letztendlich konnte mir einfach kein anderes Leben vorstellen!
Welcher Erfolg Ihrer Karriere ist bisher der wichtigste?
Mein größter Erfolg war für mich bis Juni 2013 der 2. Platz bei den Weltmeisterschaften der jungen Pferde (6jährig) in Lanaken 2012. Das war schon etwas ganz Besonderes für mich. Allein die Atmosphäre und dann noch der große Erfolg. Aber jetzt ist es natürlich der Sieg im Großen Preis von Luxemburg in Roeser in meiner Heimat. Dort einmal zu gewinnen, hatte ich mir immer gewünscht und es war ein großes Ziel von mir!
Wie schwierig ist es in einem solch kleinen Land wie Luxemburg, Profireiter zu werden?
In Luxemburg ist das ganz schwierig, da wir ein kleines Land sind und keine großen Turniere haben, müssen wir immer ins Ausland fahren, was sehr teuer ist! Es ist zudem sehr schwierig, Sponsoren zu finden, da wir oft nur im Ausland reiten und das dann nicht so interessant ist. Von daher ist es alles andere als einfach und wir würden uns alle mehr Unterstützung und Sponsoren wünschen, denn an talentierten Reitern mangelt es hier nicht.
Warum gerade Springreiten? Haben Sie auch andere Pferdesportarten ausprobiert?
Es wurde Springreiten, weil mein Vater ja auch Springreiter war. Von daher lag das in der Familie. Irgendwie habe ich dann auch nichts anderes ausprobiert, auch wenn ich immer mal die Vielseitigkeit in Badminton reiten wollte.
Was finden Sie an Pferden besonders faszinierend?
Pferde sind einfach was ganz Besonderes. Obwohl sie so groß und stark sind, sind sie ganz sensibel. Wenn man ihnen das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen gibt, würden sie alles für einen tun. Dann fangen sie an für einen zu kämpfen! Das find ich faszinierend! Man muss nur ihre Schwäche und Launen akzeptieren.
Mit welchem Motto gehen Sie durchs Leben?
Immer nach vorn schauen, aber nicht zu weit, sodass man immer mit beiden Füßen auf dem Boden bleibt. Das soll das Träumen aber nicht verhindern. Und vor allem sage ich mir immer: Niemals aufgeben!
Interview: Alexandra Koch



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