Anmerkungen zum Artikel “Magengeschwüre beim Pferd”

(erschienen in Hippoline am 15.Dezember 2004) Klicken zum Nachlesen!

Dr. Edmond Meyers / Luxemburg schreibt: Die Frage einer Pferdebesitzerin betreffend die Symptome von Magengeschwüren bei ihrem Pferd wird auf eine meiner Ansicht nach sehr fragwürdige und einseitige Art durch Frau Silke Linden beantwortet. Es ist sicherlich ein Zeichen unserer Zeit, dass sich in der Pferdemedizin, wie auf allen anderen Gebieten der Heilkunde, ein Umschauen nach alternativen, komplementaren oder neuartigen Behandlungen eingebürgert hat. Zum Teil sind diese Methoden sicherlich vertretbar und können zu guten Therapieerfolgen führen. Zum anderen kann man verstehen, dass sich viele Pferdebesitzer zu Homöopathie, Osteopathie, oder anderen alternativen Methoden entschliessen, dies auch weil die klassische Medizin nicht in jedem Fall zu einem Erfolg führen kann.


Eine Regel gilt aber sicherlich genauso bei diesen Methoden wie bei der klassischen Medizin: erfolgreiche Therapie ist nur nach fachgerechter und gewissenhafter Diagnostik möglich. Fachliche Kompetenz zeigt sich nicht durch den Gebrauch von gutklingenden Schlagwörtern.

In diesem Zusammenhang erscheinen mir die Äusserungen von Frau Linden oberflächlich und sogar gefährlich. Aus ihrer Antwort könnte man schliessen, sie vertrete folgende Ansicht: Wurmkuren sind schädlich, Impfungen sind überflüssig (siehe ihren Hinweis auf eine sehr fragwürdige Internetseite zu diesem Thema) und jedes Zufüttern von Mineralien und Vitaminen ist eine unnötige Belastung für die Pferde. Somit scheint sie behaupten zu wollen, dass die meisten selbstverständlichen und bewährten Behandlungen und Vorbeugemassnahmen unsinnig und nutzlos sind. Ich hoffe sie ist sich der Konsequenz und persönlichen Verantwortung einer solchen Behauptung bewusst.

Es ist sicherlich richtig, auf den vernünftigen und angepassten Gebrauch von Medikamenten hinzuweisen. Auch kann man im beschriebenen Fall den Einsatz von homöopathischen Mitteln vertreten. Was man nicht darf, ist eine verzweifelte Pferdebesitzerin in eine medizinische Sackgasse zu führen. Es ist besonders gefährlich, wenn alternative Therapeuten die ihnen gebotenen mediativen Mittel nutzen, um ihre Ansichten einem breiten Publikum zu vermitteln, ohne sich dabei an irgendwelche deontologischen Regeln halten zu müssen. Dadurch führen sie, gewollt oder ungewollt, viele Leser oder Zuhörer mit Halbwahrheiten oder Verallgemeinerungen in die Irre.

Zur Beurteilung eines Falles gehört eine genaue Untersuchung, welche nicht nur punktuelle Details, wie z.B. Labor, apparative Diagnostik usw begreift, sondern auch Zusammenhänge mit Hygiene, Ernährung, usw herstellt. Jeder Pferdetierarzt versucht auf diese Art vorzugehen, um jeden Fall als Ganzes zu verstehen, auch wenn Tierärzte den Ruf haben nur vielbeschäftigte Feuerwehrleute für Notfälle zu sein. Dazu verschliesst sich ein vernünftiger Tierarzt nicht den alternativen Methoden, solange diese vertretbar sind und nicht zum Verdrehen von wissenschaftlich erwiesenen Tatsachen führen . Ich glaube aber, dass kein seriöser Mediziner mit den aufgestellten Behauptungen von Frau Linden einverstanden sein kann.

Die Pferdebesitzer sollten somit den Methoden und Aussagen von oft selbsternannten oder im Schnellkursus ausgebildeten alternativen Therapeuten genauso kritisch entgegen treten wie sie es dem Urteil eines Tierarztes tun.

Dr Edmond Meyers, Pferdetierarzt



LZKPS-Banner


60

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert