Dr. Georges Hoffmann zu Wurmbefall beim Pferd

Parasiten, welche Pferde als Wirt haben gibt, es das ganze Jahr über. Bedenkt man, daß viele dieser sogenannten Würmer im Larvenstadium eine ausgedehnte Wanderung im Tierkörper unternehmen und dabei sowohl freie Körperhöhlen (z.B. Bauchhöhle) als Organe (Lunge, Leber, Herz, Muskeln) befallen, als auch über die Blutbahnen wandern, so kann man sich unschwer vorstellen, daß durch die hierbei angerichteten Schäden folgenschwere Konsequenzen für die Gesundheit des Tieres entstehen können.
So führen durch wandernde Larven angerichtete Gefäßwandschädigungen zur Mangeldurchblutung des Zielorganes, was sich im Fall der Darmwand z.B. vom einfachen Darmkrampf bis zum Darmwandinfarkt mit tödlichem Ausgang auswirken kann. Auch Lahmheiten, speziell der Hinterhand, können auf eine so entstandene Mangeldurchblutung zurückzuführen sein.
Dennoch denkt mancher Pferdebesitzer erst daran sein Tier zu entwurmen, wenn zotteliges, struppiges, stumpfes Fell, Abmagerung und Vitalitätsverlust auf eine schwere Störung des Allgemeinzustandes hinweisen. Dabei kommt dieser rettende Gedanke eigentlich schon zu spät, bedenkt man die Tatsache, daß schon recht schwere Organschäden vorliegen müssen, damit sich der Allgemeinzustand dermaßen verschlechtert.

Vorsichtigere Pferdehalter lassen daher mehr oder weniger regelmäßig im Labor Kot untersuchen, verzichten dann aber auf die Wurmkur wenn diese Probe negativ ist, in der festen Annahme ihr Pferd sei in dem Fall nicht infestiert. Das kann jedoch eine falsche Schlußfolgerung sein. Die im Kot vorgefundenen Eier und Larven werden von den im Darm festsitzenden, adulten Parasiten, nämlich weder kontinuierlich noch regelmäßig ausgeschieden. Ihre Verteilung im Kot ist also nicht homogen. Ein Pferdeapfel kann demnach überhaupt keine Eier enthalten, der nächste jedoch voll davon sein. Einzelne Kotproben untersuchen zu lassen ist also gewissermaßen eine Lotteriespiel. Ist der Befund positiv so gilt als gesichert, daß das Pferd befallen ist. Ein negativer Befund bedeutet jedoch nur, daß die untersuchte Probe keine Parasiten enthält. Dies gilt nicht unbedingt für das dazugehörende Pferd. Möchte man ein genaueres Bild haben, so müßte man über mehrere Tage, zu verschiedenen Tageszeiten, frischen Kot einsammeln, diesen homogen vermischen und hiervon eine Probe, welche sozusagen den Mittelwert darstellt, untersuchen lassen. Der Aufwand ist jedoch beträchtlich. Allerdings würde die Anzahl positiver Befunde erheblich ansteigen. Man kann daher in der Praxis davon ausgehen, daß es kaum ein wurmfreies Pferd gibt.

Auch die Meinung, daß man mit einer Wurmkur ein Pferd ENTwurmt, das heißt wurmfrei macht, ist ein frommer Wunschgedanke. In Wirklichkeit senkt man dabei nur das Infestationsniveau von einem höheren auf einen niedrigeren Pegel. Nach der Wurmkur wird dieses Niveau wieder nach und nach ansteigen. Das korrekte Verhalten besteht darin, seine Pferde konsequent und regelmäßig zu entwurmen, und zwar bevor man ihnen den massiven Befall auf irgend eine Art ansieht. Zu berücksichtigen sind dabei vor allem die jungen, das heißt die im Wachstum begriffenen Tiere. Durch Parasiten früh- und dauerhaft geschädigte Organe, wie Leber und Darm, können nämlich dafür verantwortlich sein, daß das Pferd sich nicht richtig entwickelt und trotz gutem Futter und reichlich zugefütterten Vitaminen, zeitlebends ein schlechter Futterverwerter bleibt, zudem leistungsbegrenzt und krankheitsanfällig.

Ein Fohlen sollte 8 Tage nach seiner Geburt, und zwar noch vor der Fohlenrosse der Stute ein erstes Mal entwurmt werden. Dabei wird man feststellen, daß der mit der Fohlenrosse einhergehende Durchfall der Fohlen sich auf ein Minimum reduziert, manchmal sogar ganz ausbleibt. Danach sollten zwei weitere Kuren im 14. tägigem Abstand folgen. Eine Behandlung pro Monat, bis zum Absetzalter ( 6 Monate), schließt sich an. Nach dem 6. Monat reicht es eine Wurmkur jeden zweiten Monat zu verabreichen. Diese für manchen hoch anmutende Zahl an Behandlungen läßt immer wieder die Frage aufkommen, ob dies nicht schädlich sei. Das kann mit allem Nachdruck verneint werden. Prächtig sich entwickelnde Fohlen sind hierfür Beweis. Ausgewachsene Tiere sollten wenigstens drei Mal im Jahr, besser jedoch öfter, entwurmt werden. Neuerliche Veröffentlichungen haben nachgewiesen, daß die Häufigkeit von Koliken signifikant mit zunehmender Anzahl an verabreichten Wurmmitteln abnimmt. Auch die trächtigen Stuten dürfen und müssen regelmäßig entwurmt werden. Obwohl bei den meisten Präparaten keine den Foetus mißbildende Eigenschaften festgestellt werden konnten, sollte man dennoch vermeiden eine Wurmkur während den drei ersten Monaten der Trächtigkeit zu verabreichen. Es ist daher darauf zu achten, daß die Stuten behandelt werden bevor sie zum Hengst kommen. Ab dem dritten Monat darf regelmäßig entwurmt werden bis etwa 14 Tage vor dem Abfohltermin.

Ein wichtiger Zeitpunkt zur Behandlung ist die Zeit zwischen dem 15. Oktober und Ende November. Zu denen das ganze Jahr über vorhandenen üblichen Parasiten befinden sich nämlich zu diesem Zeitpunkt die Larven der Dasselfliege im Magen (Gastrophilus equi). Obwohl man diese Larven auch noch später antreffen kann so ist dieser Termin ihrer Bekämpfung insofern wichtig als sie sich zu diesem Zeitpunkt im Stadium einer weichen, leicht abzutötenden Made befinden. Eine gleiche Dosis an Medikamenten wird eine weitaus größere Menge Larven abtöten als später im Winter wenn diese in einem andern Larvenstadium eine härtere Schale haben. Andererseits ist es nicht interessant vor Mitte Oktober zu behandeln da sich zu diesem Zeitpunkt erst wenige Larven im Magen aufhalten. Da ein Präparat jedoch immer nur die Parasiten bekämpfen kann die zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhanden sind, jedoch nicht die spätere Reinfestation verhindern kann, wäre damit zu rechnen, daß bei zu frühzeitig verabreichter Wurmkur innerhalb kurzer Zeit trotzdem eine große Menge an Dasselfliegenlarven sich im Magen wiederfinden wird.

Muß nach einer Wurmkur die Einstreu ganz ausgewechselt werden ?

Diese empfehlenswerte Maßnahme dient dazu lebende Larven zu entfernen und so das Pferd vor einer Reifestation zu schützen. Die moderne Pferdehaltung beinhaltet, daß die Pferdeäpfel täglich aus den Boxen entfernt und die ganze Einstreu einmal im Monat ganz ausgewechselt wird. Bei dieser Haltung ist nicht davon auszugehen, daß der Mist viele Larven enthält. Deshalb ist es hier nicht zwingend nach einer Wurmkur die Einstreu auszuwechseln.

Manche Besitzer legen jedoch Wert auf eine Matzatze von wenigstens einem Meter Höhe, das heißt, sie entfernen den Mist erst im Frühjahr nachdem er sich während 6 Monaten aufgehäuft hat. Diese dicke Schicht alten Mists enthält mit Sicherheit massenhaft Parasitenlarven. Diese Art der Haltung, wie man sie des öfteren in Laufställen findet, ist demnach zumindest aus parasitologischen Erwägungen abzulehnen. Geht es dennoch aus irgendwelchen Gründen nicht anders so sollte man logischerweise nicht an Wurmmitteln sparen.

Richtig ist es, nicht zu oft hintereinander dasselbe Präparat zu verwenden. Da immer einige Parasiten überleben ist die Gefahr gegeben, daß diese mit der Zeit resistent gegenüber diesem Präparat werden. Deshalb sollte man es von Zeit zu Zeit wechseln. Gut entwickelte Fohlen, gesunde und leistungsstarke Pferde, weniger Koliken im Stall sind die Belohnung nicht nur, sondern auch, für ein konsequentes Entwurmungsprogramm.



LZKPS-Banner


60

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert