BAUEREKALENNER 2002

Der von der Centrale Paysanne publizierte Bauerekalenner ist soeben in seiner 54. Auflage erschienen. Der beliebte Almanach enthält auf 360 Seiten zahlreiche Beiträge zur heimischen Land- und Forstwirtschaft, zum Weinbau, zur Ernährungswirtschaft sowie eine Übersicht zu Pferdesport und -zucht in Luxemburg. Des Weiteren beinhaltet er wie immer einen ausführlichen Adressteil.
Das Jahr 2001 wird allen im Agrarsektor Tätigen als Krisenjahr in Erinnerung bleiben. Im diesjährigen Bauerekalenner wird die große Bedeutung der durch BSE und MKS ausgelösten Krisen deutlich widergespiegelt. Lucien Haller, Generalsekretär der Bauernzentrale, beleuchtet in seinem Leitartikel die Geschehnisse um BSE seit der Entdeckung der Krankheit. Bei seinem historischen Rückblick prangert er die Verantwortungslosigkeit der Briten an, die jahrelang Tiermehl exportierten, dessen Verwendung bei ihnen im Lande bereits verboten war. In der Folge geht er auf die Geschehnisse ein, die zu der BSE- und der MKS-Krise führten und legt ausführlich dar, was die Bauernzentrale unternommen hat, um für die Bauern eine gerechte Entschädigungssumme für die BSE-bedingten Verluste zu erwirken. Im nachfolgenden Beitrag Das Jahr bei der Bauernzentraleâ¬ý werden die zahlreichen Maßnahmen, die die Bauernzentrale in Sachen BSE-Entschädigungen und Auszahlung von weiteren dringend erwarteten Geldern unternahm, sowie die gestellten Forderungen ausführlich dargelegt. Auch die wichtigsten Punkte des neuen Agrargesetzes, das im Juli vergangenen Jahres endlich verabschiedet worden ist, sind in diesem Beitrag nachzulesen.

Roger Kayl, der in seinem Beitrag die BSE- und die MKS-Krise in einen größeren Zusammenhang stellt, nimmt ebenfalls die Landwirtschaft in Schutz. Er räumt mit dem Vorurteil auf, dass es einen Zusammenhang gebe zwischen dem Auftreten von BSE und der Bestandsgröße und wendet sich gegen eine Ideologisierung der Landwirtschaft, wie sie sich in Deutschland abzeichnet. Die Luxemburger Landwirtschaft nimmt der Autor besonders in Schutz, da es hier schon lange große Qualitätsanstrengungen gibt und Tiermehl seit 1991 nicht mehr für die Futterprodukton verwendet wird. Im zweiten Teil beschreibt er mögliche Ansätze einer neuen Agrarpolitik.

Robert Ley, Generalsekretär der Landwirtschaftskammer, setzt sich in seinem Artikel mit den Veränderungen bei der Ausgabenstruktur der Haushalte von 1977 bis 1998 auseinander. Er betont darin, dass der Anteil der Nahrungsmittelausgaben am Gesamteinkommen in diesem Zeitraum von 35% auf 12% gesunken sind. Die Ausgaben sind nominal also nicht inflationsbereinigt bis 1993 deutlich gestiegen, danach jedoch gesunken. Außerdem entfällt ein zunehmender Teil auf verarbeitete Produkte, so dass die Wertschöpfung in der Landwirtschaft noch mehr abnimmt, als diese Statistiken es ausweisen. In der neuen Kalenner-Ausgabe geht es aber nicht ausschließlich um Negativ-Aspekte aus der Sicht der Landwirtschaft. Positive Aspekte sollen nicht zu kurz kommen.

Was kann in Zukunft getan werden, um die hiesige Landwirtschaft weniger krisenanfällig zu machen? Diversifizierung heißt das Zauberwort. Beispiele dafür enthält auch der diesjährige Kalenner. Drei Mitarbeiter des Service Elevage et Génétique (SEG) stellen das neue Programm Luxbrid vor. Mit der Umsetzung dieses Programms werden gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zum einen geht es um ein Produkt, das in Luxemburg immer noch zu wenig erzeugt wird nämlich Schweinefleisch. Zum zweiten wird dem gesellschaftlichen Bedürfnis nach transparenter Produktion Rechnung getragen es handelt sich um eine dokumentierte Produktion anhand eines Lastenheftes. Ein weiterer Vorzug die Regionalität wird ebenfalls hier umgesetzt: Die Tiere werden in Luxemburg geboren, aufgezogen, geschlachtet und vermarktet. Nicht zuletzt wird auch auf Qualität größter Wert gelegt.

Ein weiteres Beispiel für Diversifizierung ist die Erzeugung von Energie aus Biogas. Für eine gute Gasausbeute reicht bekanntlich das im Stall anfallende Material nicht aus; die Verwendung von pflanzlichen Rohmaterialien ist nötig. Claude Neuberg beschreibt, welche Erfahrungen mit den hier im Land getesteten Materialien gemacht wurde. Ebenfalls ein positives Zeichen, wenn auch auf ganz anderer Ebene, ist die Tatsache, dass Luxemburg seit September letzten Jahres offiziell als tollwutfrei gilt. Dr. Arthur Besch, Direktor der Veterinärinspektion, erläutert die Entwicklung der Tollwut in Luxemburg, die in den achtziger Jahren noch ein großes Problem war. Mittels groß angelegter Impfaktionen konnte die Seuche immer mehr zurückgedrängt werden. Internationale Anerkennung wurde auch der luxemburgischen Zertifizierungsstelle für Saatgut dem ASTA-Laboratorium in Ettelbrück zuteil. Im Dezember 2000 wurde sie von der Internationalen Vereinigung für Saatgutprüfung (ISTA) nach der aktuell gültigen Norm akkreditiert und kann somit weiterhin international gültige Atteste ausstellen. Dr. Danielle Ruckert beschreibt in ihrem Artikel den langen Weg von den Anfängen der Saatgutkontrolle im 19. Jahrhundert bis zur Einrichtung internationaler Standards. Sie schildert die Entwicklung des Saatgutprüfwesens in Luxemburg, als Meilenstein die Einrichtung der Saatgutprüfstation.

Um das Forstwesen geht es im Beitrag von Jos Crochet. Der Präsident des Groupement des Sylviculteurs wirbt in seinem Artikel für das europaweit anerkannte PEFC-Zertifizierungssystem, das nicht nur dem Prinzip der nachhaltigen Holzwirtschaft, sondern auch den Eigentumsrechten der Privatwaldbesitzer Rechnung trägt. Der Autor kritisiert zwei Umweltverbände, die nach zwei Jahren Koordinierungsarbeit mit den hier im Land beteiligten Gruppen im Dezember 2000 die Einigung über die Einführung der PEFC-Zertifizierung verhindert haben.

Zwei Beiträge befassen sich mit dem Thema Wein. Serge Fischer vom Weinbauinstitut widmet sich der nachhaltigen Entwicklung im Luxemburger Weinbau. Er skizziert die Maßnahmen für eine integrierte Traubenproduktion und beschreibt die bedeutenden Fortschritte im Hinblick auf umweltschonende Produktionsverfahren. Die Vorzüge der integrierten Produktion sowie die Notwendigkeit eines Gesamtkonzepts für den umweltschonenden Weinbau hebt der Autor besonders hervor. Ein weiterer Artikel von Jean-Louis Modert erzählt die Erfolgsgeschichte des Crémant POLL-FABAIRE, der seit Bestehen des Crémant de Luxembourg letztes Jahr wurde 10jähriges Jubiläum gefeiert einen sagenhaften Aufschwung erlebte. Die Crémant-Produktion hat sich zu einem wichtigen Standbein des heimischen Weinbaus entwickelt und ist von der Luxemburger Mosel gar nicht mehr wegzudenken.

Ebenfalls im kulinarischen Bereich angesiedelt ist der Beitrag von Raymond Weydert. Er beschreibt darin die Geschichte und die heutige Situation der Käseproduktion in Klöstern. Der Autor skizziert die Ursprünge der Käseproduktion, beschreibt die Unterschiede bei verschiedenen Orden und geht besonders auf Klöster in Frankreich und Belgien ein. Bekannte Käsesorten werden von ihm detalliert beschrieben. Einer ganz anderen Thematik hat sich Jos Frisch gewidmet. Er beschreibt auf amüsante Art und Weise die große Bedeutung des Jhangeli, einer Schmalspurbahn, die bis 1953 im Kanton Redingen verkehrte. Von vielen verspottet und verkannt, war diese Bahn über Jahrzehnte ein eminent wichtiges Transportmittel und ein Motor der Entwicklung für die Bewohner des Kantons Redingen.

Der ökologische Landbau im allgemeinen und die Situation des ökologischen Landbaus in Luxemburg sind Thema des Artikels von Tom Kass und Anja Staudenmayer. Die Autoren gehen dabei auf unterschiedlichste Aspekte ein wie Anbau-Richtlinien, Anbauverbände, Vermarktung usw.

Last but not least: Der Pferdesport und die -zucht in Luxemburg werden von der Pferdeexpertin Lou Brandenburger auf über 40 Seiten in Wort und Bild festgehalten. Alle wichtigen Veranstaltungen sind in diesem reich bebilderten Artikel aufgeführt. Dieser ist somit eine Fundgrube für Luxemburger Pferdeliebhaber.

Kaufen kann man den Bauerekalenner 2002 zum Preis von 11 Euro in der Bauernzentrale, im Agrocenter in Mersch (Rezeption des Verwaltungsgebäudes), in der Librairie Bourbon in Luxemburg-Gare, in der Librairie Ney in Düdelingen, in der Librairie du Sud in Esch-Alzette, in der Librairie Daman in Diekirch, in der Librairie Kasel in Ettelbrück, in der Librairie de Grevenmacher und in der Librairie de Wiltz. Sie können den Bauerekalenner 2002 auch telephonisch (Tel.: 48 81 61-1) oder via E-Mail (letzeburger.bauer@nullnetline.lu) bestellen; er wird Ihnen dann per Post zugeschickt (Preis: 11 Euro zuzüglich Porto).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert