Der Niederländer Wim Schröder ist um ein 60 000 Euro wertvolles Auto reicher. Der 32 Jahre alte Springreiter gewann völlig überraschend bei den mit 320 000 Euro dotierten euroclassics den Großen Preis der Freien Hansestadt Bremen im Stechen der besten Vier mit seinem Holsteiner Wallach Eurocommerce Montreal.
Mit dem schnellsten fehlerfreien Ritt von 30,56 Sekunden schlug der niederländische Vizemeister Alois Pollmann-Schweckhorst (Warstein) mit Candy (31,32), der sich mit einem 30 000 Euro teuren Auto begnügen musste. Doppelsiegerin im Dressur Grand Prix und in der Grand-Prix-Kür wurde Europameisterin Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen) vor Lokalmatador Klaus Husenbeth.
Dritter im Championat von Bremen wurde die in der Schweiz lebende deutsche Amazone Susanne Behring vor dem viermaligen Olympiasieger Ludger Beerbaum (Riesenbeck), der sich als einziger im Stechen einen Abwurf erlaute und so mit dem vierten Rang zufrieden sein musste, nachdem er die euroclassics schon zwei Mal gewonnen hatte. Der große Verlierer war Ex-Weltmeister Rodrigo Pessoa. Der 30-jährige Brasilianer riss die beiden letzten Hindernisse im Normalparcours, als er Sieg und Auto schon fast in der Tasche hatte. Stattdessen musste er beim Stechen zuschauen und wurde nur Fünfter.
Im Mannschaftsspringen nach Nationen-Preis-Art gab es eine Revanche für die Europameisterschaft in Donaueschingen, wo Deutschland vor Frankreich gewonnen hatte. In Bremen siegte die zweite französische Garnitur über Deutschland II, während sich die erste deutsche Equipe mit den drei Europameistern Christian Ahlmann, Ludger Beerbaum und Marcus Ehning mit dem dritten Platz begnügen musste. Die Entscheidung fiel erst im notwendig gewordenen Stechen, weil Deutschland II und die Franzosen je 8 Fehlerpunkte aufwiesen: Jean Marc Nicolas blieb für Frankreich fehlerfrei, Markus Beerbaum handelte sich mit seiner Stute Leena einen Abwurf ein.
24 Stunden nach ihrem Sieg im Grand Prix der Dressurreiter wurde die sechsmalige Europameisterin Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen) auch in der Grand-Prix-Kür ihrer Favoritenrolle gerecht und gewann mit ihrem 13-jährigen russischen Wallach Wallstreet mit 79,96 Punkten. Doch dieser Erfolg vor 2000 Zuschauern fiel der 45 Jahre alten deutschen Meisterin schwerer als erwartet, denn ihre Konkurrenten Klaus Husenbeth (Bremen) und Isabell Werth (Rheinberg) – beide ebenfalls Mannschafts-Europameister – warteten mit ebenbürtigen Leistungen auf.
Die euroclassics boten wieder Dressur auf hohem Niveau. Dass Ulla Salzgeber auch mit ihrem Zweitpferd Wallstreet für Siege gut ist, gehört längst zur Tagesordnung. Imponierend war vor allem auch die Vorstellung des deutschen Meisters Klaus Husenbeth. Ulla Salzgeber gewann am Ende zwar mit dem hauchdünnen Vorsprung von 1,03 Prozentpunkten, aber Husenbeth – in den vergangenen Jahren kontinuierlich in die Weltklasse geritten – hat bestätigt, dass sein 11-jähriger Hannoveraner Wallach Piccolino eines der besten Dressurpferde der Welt geworden und längst eine feste Größe für die Olympischen Spiele in Athen ist. Eindrucksvoll trumpfte auch wieder die viermalige Olympiasiegerin Isabell Werth auf, deren bereits 17-jähriger Hannoveraner Wallach Anthony FRH einen zweiten Frühling erlebt. Zwei Richter hatten Isabell Werth sogar ganz vorn gesehen.