Rusty in Göteborg gedopt!

Presserklärung zum Fall Ulla Salzgeber und Rusty – In Abstimmung mit der Reiterin Ulla Salzgeber gibt die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) folgenden Sachverhalt bekannt:
Warendorf (fn-press). Nach Ulla Salzgebers (Bad Wörishofen) Sieg beim Dressur-Weltcup-Finale vom 27. bis 30. März dieses Jahres in Göteborg (Schweden) wurde ihr Pferd Rusty einer Medikationskontrolle unterzogen. Das von der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (Fédération Equestre Internationale, FEI) gelieferte Analyseergebnis der A-Probe weist einen Testosteron-Wert auf, der den Grenzwert überschreitet. Das Ergebnis der B-Probe steht noch aus. Testosteron ist eine Dopingsubstanz. Als Ursache des unerlaubt hohen Wertes wird eine frühere tierärztliche Behandlung vermutet.

Nachdem Ulla Salzgeber über das Ergebnis der A-Probe in Kenntnis gesetzt worden war, informierte sie ihren Heimtierarzt Dr. Hans Stihl (Schweiz) und befragte ihn, wie das Analyseergebnis zustande gekommen sein könnte. Auf Nachfrage gab Dr. Stihl gegenüber Ulla Salzgeber an, dass er Rusty am 14. März im Rahmen einer Routineuntersuchung behandelt habe. Zur Behandlung einer Hauterkrankung habe er das Präparat Testosteron-Proprionat eingesetzt. Diese Behandlung erfolgte in Abwesenheit und Unkenntnis von Ulla Salzgeber, die sich zu diesem Zeitpunkt mit ihrem Zweitpferd Wall Street beim Internationalen Dressur- und Springturnier in Dortmund aufhielt. Auch der deutsche Mannschaftstierarzt Dr. Björn Nolting (Weilerswist) wurde von Dr. Stihl über die Behandlung nicht informiert. Dies erfolgte im Gegensatz zum üblichen Procedere, nachdem jede Behandlung des Pferdes zwischen Dr. Stihl und Dr. Nolting abgestimmt wurde. Zum Zeitpunkt der Behandlung war Dr. Stihl bekannt, dass Rusty Ende März in Göteborg an den Start gehen sollte. Er war sich ebenfalls darüber im Klaren, dass das Pferd als Favorit mit Sicherheit anschließend in eine Medikationskontrolle kommen würde. Dr. Stihl gab jetzt gegenüber Ulla Salzgeber an, dass nach publizierten Erkenntnissen die niedrige Dosierung dazu hätte führen müssen, dass die Substanz zum Zeitpunkt des Starts in Göteborg weder wirksam noch nachweisbar sei, somit die Teilnahme an dem Turnier für Rusty zulässig gewesen sei.

Dr. Stihl ist einer der international renommiertesten Fachtierärzte für Pferde. Er führt das veterinärmedizinische Management von Rusty bereits seit mehr als sieben Jahren zur vollsten Zufriedenheit und in größtem Vertrauen von Ulla Salzgeber durch. Untersucht wird zur Zeit, ob der verminderte Testosteron-Abbau auf eine bisher nicht erkannte andere Krankheit bei Rusty zurückzuführen ist. Bei der gefundenen Substanz Testosteron handelt es sich um ein körpereigenes Hormon, das bei bestimmten Krankheiten in erhöhten Werten vorkommen kann. Weitere Erkenntnisse erhofft sich Ulla Salzgeber von einer Medikationskontrolle, die von Rusty im Rahmen des CHIO Aachen durch die FEI entnommen wurde.

Ulla Salzgeber kommentierte den Vorfall folgendermaßen: “Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Noch im vergangenen Jahr habe ich mich öffentlich massiv gegen Doping und Medikationsmissbrauch ausgesprochen, und nun passiert mir das. Alles, wofür ich in den letzten acht Jahren hart gearbeitet und gekämpft habe, steht damit auf dem Spiel. Alle Erfolge, die ich mit Rusty erzielt habe, stehen nun in einem anderen Licht da. Ich wusste doch genau, dass Rusty im Falle eines Sieges in Göteborg in die Medikationskontrolle kommen würde. Ich hätte wahnsinnig sein müssen, da im Vorfeld von Göteborg etwas manipulieren zu wollen. Und selbst wenn Rusty nicht in Ordnung gewesen wäre, hätte ich in Göteborg noch Wall Street reiten können, mit dem ich ebenfalls für das Finale qualifiziert war. Meine einzige Möglichkeit ist es jetzt, alles dazu beizutragen, den Vorfall so schnell wie möglich aufzuklären.”

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung sowie das für den Spitzensport zuständige Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) geben zu dem Vorgang folgende Stellungnahme ab:

Gemäß der Rechtsordnung der FN wird zunächst das internationale Verfahren durch die FEI abgewartet. Nach Abschluss des internationalen Verfahrens wird national geprüft, ob der Vorfall im Rahmen der nationalen Rechtsordnung einer weitergehenden Ahndung bedarf. Gemäß Beschluss des DOKR-Vorstandes, basierend auf einer Entscheidung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), werden Athleten, gegen die ein Ermittlungsverfahren wegen Dopingverdachts läuft, nicht neu in einen Kader berufen. Für offizielle internationale Turniere sowie Championate erfolgt keine Nominierung. Nach der internationalen wie nationalen Rechtsordnung ist die medizinische Behandlung und Betreuung eines Pferdes zwischen zwei Turnieren vollkommen legitim. Entscheidend ist, dass das Pferd zum Zeitpunkt des Wettkampfs gesund und frei von Rückständen verbotener Substanzen ist.

Reinhard Wendt, stellvertretender Vorsitzender des geschäftsführenden Vorstands von FN und DOKR, in einem ersten Kommentar zu dem Vorfall: “Zur Zeit wird noch in die verschiedensten Richtungen recherchiert. Das heißt, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine weiteren Stellungnahmen abgegeben werden können. Die Öffentlichkeit kann davon ausgehen, dass der Fall mit der gleichen Offenheit und Sorgfalt wie bei jedem anderen Reiter behandelt wird. Diese Gleichbehandlung bedeutet jedoch auch, dass wir eine Vorverurteilung ablehnen. Eine Einstellung, die wir Ulla Salzgeber und jedem anderen Reiter schuldig sind.” (Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V.)



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