Renate Markhauser: Hilfe mein Pferd ist ein Headshaker! Mein 14-jaehriger Fuchswallach, bayer. Warmblut, ca. 1.67 Stock begann erstmalig Mitte Mai 1996 mit dem Headshaken. Erscheinungsbild: Nickt oefters bis pausenlos mit dem Kopf in Richtung seiner Brust, was sich bis zu einem Taktfehler mit dem Vorderbeinen steigern kann.
Gleichzeitig erfolgt ein haeufiges Schnauben durch die Nuestern und ein vermehrtes Reiben der Nase (Oberlippe) an den Vorderbeinen oder an anderen Gegenstaenden (Wand, Sandboden…). Machmal tropfte es waessrig (leicht weisslich flockig) aus der Nase (kein Schleim), und die Augen traenten. Verhalten in Box, Weide und Halle normal. Im Gelaende oder auf dem Sandplatz (egal ob reiten oder mit Halfter longieren) teils weniger (ca. 3 Shakes pro Stunde), teils mehr (ca. 15-50 Shakes pro Stunde), abhaengig von Sonne, Arbeit, Temperatur und Wind (?). Ich schliesse Handfehler, Gebissprobleme, Rueckenprobleme, Zaehne u.ae. als direkte Ursache aus, da die Symptome sonst immer auftreten muessten, und nicht nur in der warmen Jahreszeit unter freiem Himmel. Mein Tierarzt hat viel diagnostiziert. Therapie blieb erfolglos, bis sich das Headshaken im Herbst letzten Jahres von alleine beendete. 23. Februar 1997: Erste Symptome (ca 10-12 Shakes pro Stunde) bei einem Ausritt am Sonntag. Es ist ein warmer ( ca. 18 Grad?) und sonniger Tag. Kriebelmuecken sind noch nicht unterwegs. Aufgrund des Artikels von Dr. Madigan (USA) veranlassten wir eine Blutuntersuchung nach Herpes. Ergebnis: positiv bei EHV I (Titer 1:8) und EHV IV (Titer 1:64). Wuerde eine Impfung gegen Herpes-Viren etwas verbessern oder verschlechtern? Es kommen ja noch mehr Viren in den Koerper gegen die sich das Immunsystem wehren muss. Haben wir die Dosierungsempfehlung von Cyproheptadin (0,3 mg/kg bwt/day b.i.d. per os) missverstanden? Wir gaben das Medikament Peritol, 40 Tabletten taegl. abends ins Futter ueber 5 Tage lang. 1 Tablette enthaelt 4 mg Cyproheptadinhydrochlorid. Was koennen wir noch machen???? Das Pferd war letzten Sommer im Freien nicht zu arbeiten. Vielen Dank im voraus, Renate Markhauser
Dr. Georges Hoffmann: Headshaking ist ein Thema, welches z.Zt. viel in den einschlägigen Pferdezeitschriften behandelt wird. Es schein als hätte dieses Phänomen in der letzten Zeit erheblich zugenommen. Unterm Strich kann man sagen, daß es keine einfache Erklärung für dieses Verhalten gibt.
Bedenkt man, daß am Kopf alle 5 Sinne, nämlich Fühlen, Riechen, Schmecken, Sehen, Hören , auf engstem Raum zusammengefaßt sind, kann man sich leicht vorstellen, daß es nicht eine sondern viele Ursachen für Headshaking geben muß. Wobei sicherlich öfters mehr als nur eine einzelne Ursache dazu führen dürfte. Der Reiter wird sich in der Tat fragen müssen, obe Handfeheler, schlecht sitzende Gebisse, falsche (zu scharfe) Gebisse, Verletzungen im Maul, verantwortlich sein können falls das Shaken hauptsächlich beim Reiten auftritt.
Manchmal scheint es als führe des Schweiß unter den Lederriemen der Trense bei manchen Pferden zu Juckreiz. Das Umwickeln der Genickstücke, Stirn-, Backen-, Hals- und Nasenriemen mit Isolierband oder Lammfell führt manchmal zur Besserung. (Unverträglichkeit auf Lederseifen,-öle?)
Tritt das Shaken unabhängig vom Reiten, respektiv Tragen von Lederzeug auf, so wird der Tierarzt systematisch alle Organe am Kopf klinische, endoskopisch, röntgenologisch, ultraschallmäßig usw. untersuchen.
Unter vielen möglichen Ursachen seine folgende herausgegriffen:
Zahnprobleme: Haken, abgebrochenen Spitzen, Zahnfach- und Wurzelentzündungen u.m.
Fremdkörper und Zubildungen in Maul-, Nasenhöhle, Nasennebenhöhlen (wiederholte! Abstriche, Gewebsentnahmen)
allergische Schleimhautreizungen (Pollen, Pflanzenstaub, Ledermehl, ätherische Öle, Sonnenlicht usw.) eventuell in Verbindung mit Leberschäden, stark eiweissreicher Fütterung, Kalziummangel, respektiv schlechtem Kalzium/Phosphorverhältnis
Neuralgien, d.h. Nervenentzündungen. Diagnostische Anästhesie des Narigeminus! Bei positiver Anästhesie kann man eine Neurektomie in Erwägung ziehen. Behandeln mit hohen Dosen Vitamin B1 über längere Zeit.
Entzündungen am Auge, vor allem bei Entzündungen der Iris, welche sehr lichtempfindlich ist. Achten auf tränende Augen. Die Ursache ist nicht immer äusserlich!
Entzündungen an den Ohren, übermässige Ohrenschmalzbildung, Juckreiz durch Vermischung von Schmalz mit Sand oder ähnlichem, Fremdkörper, Ektoparasiten …
Genickwirbelgelenksentzündungen
Schleimbeutelentzündung am Genick
Thrombophlebitis (entzündliche Verstopfung) Jugularvene (n)
Diese Auflistung ist nicht vollständig. Täglich werden neue Möglichkeiten diskutiert: Herpesvieren z.B. Die Therapieerfolge mit dem von Ihnen erwähnten Cyproheptadin konnte vielerorts nicht nachvollzogen werden. Das liegt womöglich daran, daß es eben zu viele verschiedene Ursachen für das Shaken gibt. Letztendlich liegt bei manchen Pferden wahrscheinlich kein körperliches, sondern ein seelisches Leiden vor und das Headshaking stellt eher eine Verhaltensstörung dar, ähnlich dem Weben.
Im Fall Ihres Pferdes scheint es mir doch von Bedeutung zu sein, daß es sich vermehrt reibt, zudem Schleimhautreizungen (Nasenausfluß, Tränenfluß) bestehen. Das dürfte doch der Ausdruck von Juckreiz sein. Sie sollten noch einmal ausführlich alles ausloten was zum besagten Juckreiz führen könnte. Dabei sollten Sie auf Allergietests auf Basis von Blutproben nicht verzichten. Probeweise könnten Sie das Pferd auch für kurze Zeit allgemein mit Kortison behandeln lassen Kortison wirkt beim Pferd besser antiallergisch als Antihistaminika. Wenn die Behandlung vom Fachmann gemacht wird, ist nicht mit unerwünschten Nebeneffekten zu rechnen. Einige mögliche Ursachen wie beispielsweise Kopfschmerzen bleiben für uns kaum diagnostizierbar. Das probeweise Verabreichen von Schmerzmitteln könnte vielleicht einen Hinweis geben.
Wie Sie sehen, habe ich leider keine einfache Antwort für Sie. Vielleicht konnte ich jedoch den einen oder anderen Denkanstoß geben und Ihnen damit etwas weiterhelfen.