Dr. Georges Hoffmann zu einem “deckenden” Wallach

Christoph aus Trier: mein Isländer-Wallach steht seit einiger Zeit mit einer Isi-Stute zusammen im Offenstall. Es hat nicht lange gedauert und beiden fingen ein Techtel-Mechtel an. Bisher hat es der Besitzerin der Stute nichts ausgemacht, im Gegenteil, sie fand es eher lustig, was beiden trieben.
Jetzt hat sich ihre Meinung plötzlich geändert und sie findet’s gar nicht mehr so toll, weil sie Angst (gemacht bekommen) hat, daß das unter Umständen zu einer Infektion der Gebärmutter mit im schlimmsten Fall tödlichem Ausgang führen könnte. Sie hat mir nun nicht gerade verboten, weiterhin mein Pferd ihre Stute decken zu lassen, weil’s ja hauptsächlich ihre Stute ist, die sich mit Vehemenz unter den Wallach schiebt :-), aber es stört sie schon sehr. Züchterische Absichten hegt sie mit der Stute nicht, aber sie schließt nicht aus, daß sie die Stute irgendwann mal decken lassen will. Was meinen Sie zu diesem Thema? Danke Christoph

Dr. Georges Hoffmann: Sehr geehrter Christoph, es kommt schon mal vor, daß ein Hengst, wenn er spät, d.h. nach seinem 3. Lebensjahr kastriert wurde, bestimmte Hengstmanieren behält. Wenn ein Wallach jedoch, wie sie schreiben, regelmäßig rossende Stuten deckt, so muß man sich ernsthaft Gedanken machen, ob es sich hierbei wirklich um einen Wallach handelt. Es kommt regelmäßig vor, daß ein oder die zwei Hoden zum Zeitpunkt der Kastration (noch) nicht aus der Bauchhöhle heraus in den Hodensack gewandert waren. Diesen Zustand nennt man einseitigen oder beidseitigen Kryptorchidismus. Im Sprachgebrauch bezeichnet man solche Pferde als “Klopphengste”. Diese Tiere benehmen sich wie Hengste, sind aber in der Regel unfruchtbar.

Es kommt auch vor, daß Tiere, wenn sie zu früh (ca. 1 Jahr erst alt) kastriert werden, zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz entwickelt waren und demnach die vermeintliche Kastration nur eine Teilkastration war, so daß die vermeintlichen Wallache eigentlich noch Hengste sind.

Ich muß Ihnen dringend raten, Ihren “Wallach” tierärztlich untersuchen zu lassen und zu prüfen (Adspektion, Palpation, rektale Untersuchung, Hormonbestimmung) ob es sich nicht vielleicht doch um einen (Klopp)Hengst handelt.

Es ist richtig, daß der Deckakt an sich, und umso mehr, wenn er sich unkontrolliert wiederholt, zu Verletzungen der Stute und Infektionen mit schlimmen Folgen führen kann.



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