Weltreiterspiele in Jerez de la Frontera unter Druck

Mit einer Boykott-Drohung haben die besten Springreiter der Welt für eine drastische Erhöhung des Preisgeldes bei den Weltmeisterschaften gesorgt. Die Stars der Branche kündigten einen freiwilligen Startverzicht bei den Weltreiterspielen im spanischen Jerez de la Frontera vom 10. bis 22. September an, wenn die geplante Dotierung von 125000 Euro nicht angehoben werde.
Die Drohung hatte Erfolg. Das Preisgeld ist nach Angaben der spanischen Organisatoren jetzt auf 350000 Euro (684540 Mark) angehoben worden – das ist fast das Dreifache des ursprünglichen Betrags. Das Wort Boykott ist so nicht gefallen, aber womit sollten sie sonst drohen, bestätigte Hanfried Haring, Präsidiumsmitglied im Internationalen Reitverband (FEI). Haring, zugleich Generalsekretär des deutschen Verbandes (FN), sagte weiter: Die Reiter haben bei mehreren Sitzungen deutlich gesagt, dass das Geld deutlich zu wenig ist. Die Veranstalter haben das eingesehen. Ludger Beerbaum, der Weltranglisten-Erste, spricht von einem massiven Einspruch der Reiter.

Wir konnten das so nicht akzeptieren, das war weniger als bei einem CSI-A-Turnier, sagte Beerbaum mit Verweis auf die internationalen Turniere, die Woche für Woche stattfinden. Außerdem lockt eine Woche vor der WM das CSIO in Spruce Meadows, das mit 1,18 Millionen Euro höchstdotierte Springreiter-Turnier der Welt. Da muss man sich entscheiden, wo man mit seinen besten Pferden startet, erklärte der viermalige Olympiasieger den Protest des International Jumping Riders Club.

Den Organisatoren in Jerez dürfte das Beispiel ihrer Kollegen in Madrid ein warnendes Beispiel gewesen sein. Beim traditionsreichen Nationenpreis-Finale im September vergangenen Jahres waren auf Grund des geringen Preisgeldes nur zwei Reiter aus den Top 20 der Weltrangliste am Start. In Jahren ohne WM oder Olympia ist das Nationenpreisfinale der sportlich wertvollste Wettbewerb mit Teams aus aller Welt. Doch zum Ärger des Hauptsponsors (Samsung) waren in Madrid die starken Nationen wie Schweiz und Irland gar nicht oder wie Deutschland und Niederlande nur mit B- oder C-Teams am Start.

Die WM-Organisatoren beugten sich den Wünschen der Reiter, weil diese am längeren Hebel sitzen. Ohne die Stars der populärsten Reitdisziplin wäre die WM zu einer Farce geworden und nur schlecht zu vermarkten gewesen. Im Vergleich zur WM 1998 in Rom gibt es nun 220 Prozent. Nicht dass ich das alles toll finde, aber ich habe Verständnis, sagte FEI-Präsidiumsmitglied Haring mit Verweis auf die hohen Kosten der Reiter.

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