Internationales Springturnier in Bremen

Der Favorit kam, sah, siegte und sammelte weiter Geld und Nobelkarossen wie andere Briefmarken: Der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum aus Riesenbeck hat bei den euroclassics der Springreiter auf seinem Hengst Goldfever den mit 340 250 Mark (174 000 Euro) dotierten Preis der Freien und Hansestadt Bremen gewonnen.
Der siebenmalige deutsche Meister, der erst vor einer Woche einen Scheck über 500000 Mark für seinen Sieg in der Riders Tour eingestrichen und zudem einen 150000 Mark teuren Maserati gewonnen hatte, erhielt für seinen neuerlichen Erfolg bei der mit insgesamt 2,4 Millionen Mark dotierten Veranstaltung wieder ein 121000 Mark wertvolles Auto. Der 38-jährige Abonnementssieger, der in diesem Jahr mehr Geld gewonnen hat als je ein Springreiter vor ihm in einem Jahr, blieb mit seinem 10-jährigen Hannoveraner als einziger aller 32 Konkurrenten in vier Umläufen fehlerfrei.

Als Beerbaum von 4500 Zuschauern beim höchstdotierten Hallen- Reitturnier der Welt schon gefeiert worden war, mussten sechs renommierte Konkurrenten noch im notwendig gewordenen Stechen um Platz zwei kämpfen. Mannschafts-Olympiasieger Lars Nieberg (Homberg-Ohm) hatte mit dem Hannoveraner Wallach Albertino die stärksten Nerven, sicherte sich mit dem schnellsten fehlerfreien Ritt Platz zwei und damit ein 68500 Mark teures Auto vor dem italienischen Ex-Meister Jerry Smit mit dem 13-jährigen Hannoveraner Hengst Lux. Auf dem fünften Rang landete überraschend der junge Beerbaum-Schüler Marco Kutscher mit Nino, der als eines der hoffnungsvollsten deutschen Nachwuchstalente gilt.

Zu einem vom Publikum mit stürmischer Begeisterung aufgenommenen Spektakel wurde auch der Preis der Nationen: Erstmals wagten es die Organisatoren – im Gegensatz zur gewohnten Praxis bei allen herkömmlichen Nationen-Preisen – alle Reiter einer Nation direkt nacheinander antreten zu lassen. Traditionsgemäß starten bei Nationen-Preisen alle Reiter nach der Auslosung nacheinander, so dass nie zwei Aktive einer Nation hintereinander antreten. Das Resultat: Die Prüfung in der Bremer Stadthalle wurde fürs Publikum viel verständlicher und letztlich auch dramatischer – vielleicht lernt der internationale Verband FEI daraus. Am Ende siegte Europameister Irland mit Peter Charles, Jessica Kürten und Dermott Lennon gegen das sieggewohnte deutsche Quartett Rene Tebbel, Lars Nieberg, Otto Becker und Ludger Beerbaum, weil sich Tebbel im notwendig gewordenen Stechen zwischen beiden Teams einen Abwurf einhandelte.

Ein ungewohntes Bild im Dressurreiten: Bei den euroclassics triumphierte eine US-Amerikanerin drei Mal über die sieggewohnten deutschen Dressurs-Cracks. Nach ihren Erfolgen im St. Georgs-Preis und im Grand Prix setzte sich die 34-Jährige im niedersächsische Cloppenburg lebende und trainierende Lisa Wilcox mit ihrem 10-jährigen Oldenburger Hengst Relevant auch in der Grand Prix-Kür gegen ein halbes Dutzend deutscher Dressurstars mit 76,94 Punkten vor Lokalmatador Klaus Husenbeth (Bremen) mit Piccolino (76,86) und Ingrid Klimke (Münster) mit Nector (73,22) durch.

Des Rätsels Lösung: So gut wie alle deutschen Teilnehmer einschließlich Europameisterin Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen), die abgeschlagen Vierte wurde, Ingrid Klimke (Münster), die in der kommenden Woche an der Military-Europameisterschaft im französischen Pau teilnimmt und Bremen nur als Pflichtübung betrachtete, und des Deutschen Meisters Rudolf Zeilinger (Lingen) hatten nur ihre Zweit- und Dritt-Pferde gesattelt. So standen die stiefmütterlich behandelten Dressur-Prüfungen in Bremen noch mehr als in den letzten Jahren deutlich im Schatten der international erstklassig besetzten Springwettbewerbe. Dies war letzten Endes auch darauf zurückzuführen, dass es in den Springprüfungen wesentlich mehr Geld zu gewinnen gab als in den Dressurprüfungen.



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