Es wäre zu schön gewesen, die Teilnahme an den in Kürze beginnenden olympischen Spielen in Athen. Ein kurzer Traum, dem ein böses Erwachen folgte. Was war geschehen ? Im Rahmen des Weltcup Finales Springen am 22.-25. April diesen Jahres in Mailand, hatte man bei Shutterfly, dem Pferd von Meredith Michaels-Beerbaum eine Medikationskontrolle vorgenommen, welche einen positiven Befund ergab. Es wurden Metaboliten (Abbaustoffe) der verbotenen Substanz Hydrozy-Promazine (Bestandteil des Beruhigungsmittels Acepromazin) gefunden. Das Ergebnis der B-Probe war ebenfalls positiv.
Auf Grund dieses Vorfalls beschloss am 17. Juli der Vorstand des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) einstimmig Meredith Michaels-Beerbaum zur Teilnahme an den Olympischen Spielen in Athen nicht zu nominieren. Der Vorstand bedauerte, in Anbetracht der herausragenden sportlichen Leistungen von Meredith diese Entscheidung treffen zu müssen. (Auszug aus der Pressemitteilung des DOKR vom 17.Juli 2004). Warum dieser plötzliche Sinneswandel ?
Laut Pressemitteilung der Schweizer Anwälte Berger und Walz vom 18.Juli 2004 steht dieser Beschluss im krassen Widerspruch zu der schriftlichen Aussage des DOKR vom 16.06. und 05.07.2004 wonach die Nominierung nicht unterbleibe sondern der rechtskräftige Verfahrenabschluss abgewartet werde.
Die Mitglieder des Olympia-Kaders der Springreiter haben sich in einer Eidesstattlichen Erklärung vom 18.07.04 mit Meredith solidarisch erklärt.
Unter Beachtung der Nominierungsgrundsätze des NOK sowie der IOC-Zulassungskriterien erscheint dem Betrachter der Entschluss des DOKR etwas fragwürdig und kommt einer Vorverurteilung gleich. Wie dem auch sei. Auf sportliche Erfolge und menschliche Gefühle nimmt man keine Rücksicht. Am Freitag, nach dem Nationenpreis wurde Meredith noch groß herausgestellt und gefeiert. War sie doch maßgebend an dem Sieg beteiligt. Zwei Tage später stellt man sie ins olympische Abseits. Schade drum, sie wäre die erste Amazone in einer deutschen Olympia-Springmannschaft gewesen und hätte die Siegchancen der Mannschaft erhöht, so der Kommentar der Kollegen aus dem Olympia-Kader.
Dieter Rasokat