Sonntag, 18. Juli 2004 CHIO Aachen

Markus Fuchs gewinnt den Preis der Aachener und Münchener Versicherungen, Der Große Preis von Aachen

Wie lange dauert ein Wimpernschlag? Vier Hundertstel Sekunden. Das glaubt zumindest Christian Ahlmann. Denn exakt diese Winzigkeit war der Schweizer Markus Fuchs schneller als der Europameister aus dem westfälischen Marl. Auf Tinka`s Boy gewann Fuchs vor Ahlmann auf Cöster. Beide blieben als Einzige in zwei Umläufen und im Stechen fehlerfrei. Dritter wurde der Belgier Marc van Dijck.


“Super, super zufrieden”, so Ahlmann, wäre er gewesen, hätte ihm jemand vor dem heutigen Tag Platz 2 im Preis der Aachener und Münchener Versicherungen prognostiziert. Und jetzt? Kurz nachdem ihm Markus Fuchs um eben diese vier Hundertstel voraus war? “Naja, viel Freude und ein bisschen traurig.” Nur Freude – natürlich – bei Markus Fuchs. “In Aachen zu siegen”, so strahlte er, “ist der Traum jedes Springreiters.” Und auch das Geheimnis seines Erfolges verriet er gerne: Man müsse halt so lange mitreiten, bis einem der Sieg gelänge. Die Taktik bei seinem Siegesritt war recht simpel: “Da konnte ich einfach nur angreifen, taktieren hatte keinen Sinn.”

Anky van Grunsven gewinnt Deutsche Bank Preis, Großer Dressurpreis von Aachen

Anky van Grunsven ist eine Frohnatur. In ihrer Sieg-Kür beim Deutsche Bank Preis, dem Großen Dressurpreis von Aachen, sang sie zwischendurch gar die begleitende Musik mit. “Naja”, schmunzelte sie anschließend, “das ist mehr lalalala als wirklich singen.” Wie auch immer: Geholfen hat`s auf jeden Fall. Mit Gestion Salinero holte die Niederländerin 85,65 Prozentpunkte und gewann somit nicht nur die Kür am Sonntagvormittag, sondern auch die Gesamtwertung. Die favorisierte Ulla Salzgeber aus Bad Wörishoven erzielte mit Rusty 82,77 Prozentpunkte und wurde Kür- wie Gesamt-Zweite. Als Anky van Grunsven ihre Kür vor 5000 Zuschauern im ausverkauften Deutsche Bank Stadion gezeigt hatte, ballte sie die Fäuste. Zwar kam ihre große Konkurrentin Salzgeber erst noch, aber irgendwie passte für Anky van Grunsven alles zusammen. “Irgendwie habe ich die ganze Zeit gedacht: Oh, ist das einfach, und das hat jetzt auch geklappt.” Nachdem Salzgeber anschließend ein kleiner Fehler unterlief, war klar: Van Grunsven gewinnt den Großen Dressurpreis von Aachen. “Das ist das Schönste, was passieren kann”, jubelte sie. Alle Ergebnisse: www.chioaachen.de

Aachen-Laurensberger Rennverein e.V. mit Turnierverlauf zufrieden

Eine durch und durch positive Bilanz zog der Aachen-Laurensberger Rennverein e.V. (ALRV) als Ausrichter des Weltfests des Pferdesports, CHIO Aachen 2004. “Organisatorisch ist alles bestens gelaufen”, so ALRV-Vizepräsident Klaus Peters. Freude herrscht beim Ausrichter auch über den nach wie vor ungeheuer großen Publikumszuspruch. Mit 315.000 Besuchern (inklusive Soerser Sonntag und Marathon im Aachener Wald) wurde die Zahl aus dem Vorjahr gering übertroffen. Ausschlaggebend hierfür waren insbesondere der Dienstag und der Mittwoch, an denen deutlich mehr Zuschauer in die Aachener Soers kamen als im Vorjahr. Doch nach dem Großen Preis gilt die volle Aufmerksamkeit nun der Zukunft. “Nächste Woche ziehen wir um, dann kommen die Bagger”, so Peters. Alles, was nun auf dem Turniergelände geschieht, “machen wir natürlich im Hinblick auf die Weltmeisterschaften 2006, vor allem aber, um den Standort Aachen langfristig zu sichern.” A propos WM Aachen 2006: Um eine optimale Vorbereitung zu gewährleisten, wird es noch zwei Veranstaltungen geben. “Im September richten wir im Distanzreiten ein Test-Event aus”, so Baron Wolf von Buchholtz, Sportreferent des ALRV. Im kommenden Jahr folgt dann ein Test für das Eventing, die Vielseitigkeit.

Die Sieger des 18.07.2004

Siegerin im Preis der Provinzial D 10 Kür-Aufgabe (auf Intermédiaire I Ebene)

Karin Rehbein: Die 55-jährige gebürtige Ostfriesin ist die Chefbereiterin auf dem Grönwohldhof in Schleswig-Holstein. Die Mannschafts-Weltmeisterin von 1994 (Den Haag/NED) und 1998 (Rom/ITA) war 1994 Deutsche Meister und 1977, 1978 sowie 1979 Vize-Championesse. Sie ist die Witwe von Reitmeister Herbert Rehbein, einem der profiliertesten Dressurausbilder Deutschlands. Karin Rehbein ist die Trainerin von der australischen Dressurreiterin Kristy Oatley-Nist (26).

Sieger im Lindt-Preis D 11 Grand Prix Spécial

Hubertus Schmidt: Der 44-jährige Pferdewirtschaftsmeister aus dem westfälischen Borchen, der fünfmal das Championat der Berufsreiter (1997, 1998, 1999, 2000, 2004) gewann, empfahl sich mit diesem Sieg endgültig für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Athen. Dreimal war der zweifache Familienvater, der in seiner Freizeit gern Motorrad fährt, Deutscher Vize-Meister (2000, 2003, 2004). Zu seinen bedeutendsten Ausbildern zählt er den ehemaligen Bundestrainer Harry Boldt und seinen Dressur-Reiterkollegen Rudolf Zeilinger.

Sieger im Deutsche Bank-Preis – “Großer Dressurpreis von Aachen” D 12 Grand Prix Kür CDIO

Anky van Grunsven: Die 36-jährige sechsfache Weltcup-Siegerin (Weltrekord) aus den Niederlanden gewann bei den Olympischen Spielen 1992 (Barcelona), 1996 (Atlanta) und 2000 (Sydney) jeweils Mannschafts-Silber; in Australien zusätzlich Einzel-Gold. 1999 war sie Einzel-Europameisterin. In ihrem Heimatland hat sie einen eigenen Fan-Club mit rund 6.000 “Anky-Anhängern”.

Sieger im Preis der CC Erfrischungsgetränke Rheinland GmbH F 6 Vierspänner-Hindernisfahren mit einmaligem Stechen

Michael Freund: Der deutsche Rekord-Meister (zehnmal) und dreifache Weltcup-Sieger fährt im August im ungarischen Kecskemét seine zehnten Weltmeisterschaften. Bei der vorigen WM 2002 in Jerez de la Frontera (ESP) war er Mitglied des Bronzeteams. Außerdem gewann er in diesem Jahr nach 1994, 1998 und 2002 zum vierten Mal beim CAIO in Aachen den Preis der Familie Richard Talbot, die kombinierte Einzelwertung.

Sieger in “Letzte Chance ” S 15 Springprüfung mit einem Umlauf und einer Siegerrunde

Alois Pollmann-Schweckhorst: Der 40-jährige Pferdewirtschaftsmeister aus Warstein war 1983 Deutscher Vize-Meister der Jungen Reiter. Sein Sponsor ist die Warsteiner Brauerei. In diesem Jahr gewann Alois Pollmann-Schweckhorst, der im Bergischen Land geboren wurde, wo seine Eltern und sein Bruder Elmar (43) eine Pferdezucht und eine Reitschule betreiben, den Großen Preis von Wiesbaden.

Sieger im Sparkassen-Youngsters-Cup Finale S 14 Springprüfung für Junge Pferde mit einmaligem Stechen

Christian Ahlmann: Der 29-jährige Doppel-Europameister von 2003 besitzt auch die Amateur-Lizenz für Trabrennfahrer, hat aber nur wenige Rennen bestritten. Sein Vater Georg, früher selbst internationaler Springreiter, unterhält neben dem Turnierstall einen Traber-Rennstall. Christian hat seine Ausbildung zum Pferdewirt bei dem dreifachen Europameister Paul Schockemöhle in Mühlen absolviert. Er ist jetzt im elterlichen Betrieb in Marl/Westfalen tätig. Als Junior war er 1990, 1991 und 1992 Europameister mit der Equipe und gewann 1990 Einzel-Bronze. Als Junger Reiter war er 1994 Vize-Europameister und 1993 und 1994 Mannschafts-Europameister.

Sieger im Preis der Aachener und Münchener Versicherungen S 16 “Der Große Preis von Aachen” Springprüfung mit zwei Umläufen und Stechen

Markus Fuchs: Der 49-jährige gelernte Kaufmann ist der Sohn des Landwirts Matthias Fuchs, der in der Schweiz als Spezialist für problematische Pferde bekannt war. Mit seinem Siegerpferd, Tinka´s Boy, dem jetzt 15-jährigen niederländischen Hengst, verstand sich Fuchs, der 2001 als erster Schweizer das Weltcup-Finale gewann, zunächst nicht sehr gut. “Ist ja auch verständlich. Ich übernahm ihn von so einem Weltklassereiter wie Nick Skelton. Dessen Stil muss erst ´mal einer nachreiten”, sagt der Mann aus St. Josefen (bei St. Gallen), der außerdem diplomierter Reitlehrer ist, bescheiden, “ich hatte zehn Monate schlaflose Nächte, bis der Knoten zwischen uns beiden platzte und wir zueinander fanden.” Im Jahr 2000 hatte Markus Fuchs in Aachen die einmalige Gelegenheit, mit einem Schlag rund 700.000 Euro zu gewinnen. Wenn er denn im Großen Preis von Aachen gesiegt hätte. Neben dem Preisgeld wäre eine Zusatzprämie in Höhe von 700.000 Dollar aus der Pulsar Crown Serie auf sein Konto geflossen. Diese Summe hätte ihm zugestanden, nachdem er bereits zuvor den Grand Prix im mexikanischen Monterrey, der neben Aachen und dem CSI Valkenswaard/NED zu dieser Turnierserie zählte, gewonnen hatte. “Den Großen Preis von Aachen zu gewinnen, ist aber leichter gesagt als getan”, hatte der vierfache Schweizer Meister damals erklärt. Im Stechen des Grand Prix 2000 unterlief seinem Fuchs-Hengst dann ein Vorderhand-Fehler. Was blieb, war der vierte Platz. Markus´ trockener Kommentar damals: “Hier sind mir eine Million Franken ins Wasser gefallen.” Das meinte er im wahrsten Sinne des Wortes. Der CHIO Aachen 2000 war eines der regenreichsten Turniere der vergangenen Jahre. Markus Fuchs ist seit 1980 verheiratet mit der fünf Jahre älteren Maja, einer ehemaligen Dressurreiterin. Die beiden haben zwei Söhne: Philippe (23) und Patrice (17), die dem Pferdesport allerdings nichts abgewinnen können, sondern lieber durch Steilwände klettern und Tennis spielen.



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