Zoé Kass ist auf Platz 44 der generellen Rangliste der Springreiter des Jahres 2020. Das ist schon eine bemerkenswerte Leistung für eine Amateurreiterin, die alle Resultate mit ihrem einzigem Pferd, der Stute Chica Van’t Gelutt Z errungen hat, und dürfte somit ein interessantes Portrait ergeben.
Hallo Zoé, kannst du dich bitte kurz vorstellen?
Mein Name ist Zoé Kass. Ich bin 22 Jahre alt und wohne in Düdelingen. Von Beruf bin ich Educatrice graduée und bin dabei mich als Psychologin zu spezialisieren.
Wie entstanden denn deine ersten Kontakte mit Pferden?
Auf die Frage hin, wie beziehungsweise wodurch ich meinen ersten Kontakt mit der Pferdewelt geknüpft habe, muss ich eingestehen, dass meine Mutter Carole dafür verantwortlich ist. Sie besaß bereits als Jugendliche ein eigenes Pferd. Dies war auch der Grund wieso wir, meine Schwester Lara und ich, bereits sehr jung mit Pferden in Kontakt standen. Wir halfen meiner Mutter bei der Pflege ihres Pferdes (misten und putzen), und zur Belohnung durften wir dann auch „reiten“. Anfangs nur Schritt und noch an der Hand geführt, jedoch unsere Begeisterung das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde zu erleben wuchs und wuchs…
Und dann kam der erste Reitunterricht?
Um einen adäquaten Umgang mit den Pferden zu erlangen und um im Reiten sicherer zu werden. beschlossen meine Eltern, dass meine Schwester Lara und ich eine Reitschule besuchen sollten. Somit startete ich mit 5 Jahren meine “Reitkarriere”. Am Anfang noch auf Shettys, später auf Ponys in der Reitschule “Lameschmillen”. Nach einigen Jahren und einer gewissen Grundkenntnis bekamen meine Schwester und ich unser erstes eigenes Pony Namens “Bruce” und eine Vollpacht auf dem Pony “Müsli”.
Das war dann deine Ponyzeit?
Ja, genau. Mit “Müsli” schnupperte ich zum ersten Mal Turnierluft, und ich konnte meine ersten Schleifen sammeln. Mit meinen beiden Schleifenponys „Stalley“ und „Flammerole du Lys“ (Foto) setzte ich meine erfolgreiche Ponykarriere fort. Mit diesen Ponys hatte ich eine sehr schöne und eine sehr erfolgreiche Zeit. Ich würde diese Zeit sogar als eine der schönsten Zeiten in meiner Reitkarriere bezeichnen.
Vom Pony zum Pferd ist ein logischer Weg?
Je älter und grösser ich wurde, desto näher rückte der Wechsel vom Pony aufs Pferd.
Mit meinem ersten eigenen Pferd, dem 2003 geborenem Westfalenwallach „Le Mans” begann eine schwierige Phase und es galt etliche Hindernisse zu überwinden. Le Mans hatte einen starken Charakter und wir hatten etliche Meinungsverschiedenheiten. Es war nicht so einfach von meiner erfolgreichen und reibungslosen Pony Zeit auf ein solches Pferd umzusteigen und ließ mich in einer gewissen Art und Weise in ein Loch fallen. Dennoch gab ich uns nicht auf und habe weitergekämpft. Schließlich ging es auch bergauf, jedoch war es nicht mit meiner Pony Zeit zu vergleichen. Es war schwierig, aber ich habe sehr viel gelernt, wofür ich bis heute sehr dankbar bin, meinen Trainern und meinem Pferd Le Mans das verletzungsbedingt vor 6 Jahren 12-jährig aus dem Sport verabschiedet werden musste.
Und wie gings dann weiter?
Da ich weiterhin im Turniersport aktiv sein wollte, kaufte ich im September 2015 die Stute Chica Van’t Gelutt Z . Sie hat großes Sprungvermögen, jedoch auch einen ausgeprägten Charakter. Hinzu kam, dass Chica, Jahrgang 2009 altersbedingt noch fast keine Turniererfahrung besaß, wodurch wir beide hin und wieder Unsicherheiten verspürten.
Wir haben bei Schwierigkeitsgrad A* angefangen und arbeiteten uns aktuell bis in M* Prüfungen hoch.
Mein Ziel ist es in der nächsten Turniersaison mit ihr gemeinsam meine erste M** Springprüfung zu absolvieren. Mein Wunsch ist es irgendwann ein S-Springen gemeinsam mit Chica zuabsolvieren. Des Weiteren würde ich gerne an einem internationalen Turnier teilnehmen und dort natürlich erfolgreich sein und einen Preis abzubekommen.
Ohne Hilfeleistung geht das wohl nicht?
Seitdem ich Chica besitze unterstützt mich mein Trainer Wim Vissers. Ich bin sehr froh und stolz einen solchen Trainer an meiner Seite haben zu können. Wim hat mir sowie meinem Pferd Chica sehr viel beigebracht und steht uns immer zur Seite und unterstützt uns. Durch seine eigene Erfahrung und seine Geduld konnten wir, Chica und ich, sehr viel von Wim mitnehmen. Des Weiteren bin ich sehr dankbar, dass ich neben meinem Trainer auch familiäre Unterstützung im Stallalltag sowie auf den Turnieren bekomme. Meine Eltern sowie meine Schwester unterstützen mich seit Anfang an. Sie filmen mich, sie sind immer für Ratschläge oder Verbesserungsvorschläge und sind die idealen Grooms für Chica. Besonders mein Vater Dan der bis jetzt auf jedem Turnier dabei war ist mir eine große Unterstützung, sei es beim Abspringen, beim Parcoursabgehen, beim Filmen oder bei der Nachbesprechung des Parcours….
Wie sieht es im Moment aus?
Momentan reite ich nur mein eigenes Pferd, Chica Van’t Gelutt Z und bin damit sehr zufrieden. Zwar ist es im Turniersport schwierig mit nur einem Pferd eine große Erfolgsbilanz vorzuweisen, jedoch der Vorteil, der sich stellt, ist, dass man sich ausschließlich auf ein Pferd konzentrieren muss und sich somit ganz auf dieses Pferd einstellen kann. Allerdings wird der Lernprozess dabei etwas verlangsamt, da man nur durch Erfahrungen im Reitsport weiterkommt. Nichtsdestotrotz bin ich mit meiner Situation zufrieden, da der Turniersport mir sehr viel Spaß bereitet und mich auch im Alltag anspornt immer wieder neue Elemente zu lernen, um in der kommenden Turneiersaison erfolgreich zu sein. Allerdings ist das Turnierreiten für mich nur ein Hobby und ich habe auch nie den Traum durch den Reitsport mein Geld zu verdienen. Ich nutze das Reiten sowie das Turnierreiten als Ausgleich zu meinem Alltag und der Arbeit und nicht um noch zusätzlichen Stress zu haben.
Dein schönster Moment im Reitsport?
Mein schönster Moment im Reitsport ist für mich sehr schwierig festzuhalten. Ich finde es sehr schön, wenn ich merke, dass mein Pferd mir vertraut und wir ein Team darstellen. Auf der anderen Seite ist der Erfolg oder eine schöne Runde auf den Turnierplatz auch ein sehr schönes Erlebnis. Hier wird dann die jahrelange sowie tägliche Arbeit belohnt.
Danke Zoé für das interessante Gespräch. Vielleicht noch ein Wort zum Abschluss?
Ich hoffe, dass ich demnächst noch weitere Erfolge haben kann und vielleicht in der Landesmeisterschaft auf dem Podium stehe oder wie bereits erwähnt eine Platzierung auf einem internationalen Turnier ergattern kann. Außerdem finde ich es auch sehr schön, dass ich mit meinem Reitsport die Familie immer an meiner Seite habe und wir uns immer gegenseitig aufeinander verlassen können.
Rückblickend kann ich nur schöne Momente an meine Pferde sowie an meine Reitkarriere knüpfen.
(Portrait Zoé Kass/Lou Brandenburger/KlausMorheng )