Es ist an der Zeit die Zuchtweltmeisterschaften zu überdenken.
Dieser Brief wurde vom Präsidenten des irischen Pferdezuchtverbandes, Thomas Reed Ph.D., an alle Mitglieder der World Breeding Federation for Sport Horses geschickt – u.a. an den Stud-Book du Cheval de Selle Luxembourgeois (SCSL).
Seit 1992 bieten die FEI/WBFSH World Breeding Championships das Schaufenster für junge Dressur, Vielseitigkeits- und Springpferde vor einem großen und leidenschaftlich begeistertem Publikum. Jedoch ist es ein offenes Geheimnis, dass die Betitelung “ World Breeding Championship“ lediglich nur dem Namen nach den Vorsatz “World“ verdient: die Meisterschaften werden durch dominiert und so in ihren eigenen Gestaltungsmöglichkeiten beschränkt. Dies ist nicht zuletzt auf die zahlenmäßige Dominanz der Sportpferdezuchten in Europa zurückzuführen, wo die Turniere jeweils stattgefunden haben. Auch liegt es an der Art und Weise wie sie dort strukturiert und organisiert werden. Wenn wir uns jetzt aber dem 30.ten Jahrestag der World Breeding Championships (WBC) nähern, wäre es an der Zeit generell zu überdenken, wie wir sie geografisch integrativer und fairer, insgesamt unbedingt transparenter, stärker aufgestellt und nachhaltiger renovieren könnten.
Einbeziehung geographischer Gegebenheiten
Die eine Möglichkeit eine Einbeziehung geografischer Gegebenheiten in der WBC zu optimieren besteht darin, die Organisation der Turniere komplett neu zu gestalten. Dies in dem Sinne, dass diese Neuordnung für alle Länder Gültigkeit haben kann. Nach meinem Plan würde jede der FEI-Gruppen ( derzeit sind acht Gruppen als geografische Basis vorhanden, nämlich die Gruppe EEF und die Gruppen 3 – 9) von der WBFSH dazu angehalten, innerhalb der geltenden Gerichtsbarkeit Qualifikationsturniere und Turniere fürs Finale von Spring-, Dressur- und Vielseitigkeitsprüfungen für das neue FEI/WBFSH Group Championship zu organisieren. Diese prestigeträchtigen Turniere würden gleichzeitig als “Qualifikationstor“ zu den neu geplanten Zuchtweltmeisterschaften dienen. Dies ist ein Weg über den die Group Breeding Championships die Weiterentwicklung des Pferdesports und der Zucht in mehreren Regionen der Welt vorantreiben würden.
Zulassungen
Jedes Zuchtbuch, das Vollmitglied der WBFSH ist, kann für die Group Breeding Championship bis zu fünf Pferde in jeder Altersgruppe und in jeder der drei Disziplinen in jeder der acht FEI Gruppen nominieren. Jedes Vollmitglied erstellt seinen eigenen Ablauf, um die Pferde in jeder Gruppe auszuwählen, die das Zuchtbuch repräsentieren sollen. Den Voll-Mitgliedern steht es frei, sich mit anderen Voll-Mitgliedern in den acht Gruppen zusammenzusetzen, um nationale Meisterschaften (wie das Bundeschampionat in Deutschland), andere Wettbewerbsformen oder gemeinsame Sichtungstage als Auswahlkriterium zu nutzen.
Sicherheit hat höchste Priorität
Die Vorgaben zur Auswahl der Pferde liegen im alleinigen Ermessen der Vollmitglieder. Um die Sicherheit der Pferde und der Reiter zu gewährleisten und auch um Pferde auszuschließen, die für die Prüfung nicht solide oder ausreichend genug trainiert erscheinen, oder denen es klar ersichtlich an Erfahrung fehlt, wird jede FEI Gruppe gemeinsame Mindestanforderungen an die Teilnahmeberechtigung (MER) herausgeben, welche von der FEI festgelegt werden.
Quotensystem
Einige FEI Gruppen entscheiden sich möglicherweise für Meisterschaften in allen drei Disziplinen, während andere dagegen nur eine oder zwei oder gar keine veranstalten. Um vermeiden zu können, dass Quoten ungenutzt bleiben, soll es Vollmitglieds – Zuchtbüchern möglich sein, untereinander einen Markt für ihre nicht genutzten Quoten zu schaffen. Das kann so aussehen, dass z.B. Vollmitglied A keine geeigneten Vielseitigkeitspferde aber viele geeignete Dressurpferde hat, während Vollmitglied B keine geeigneten Dressurpferde, dafür aber viele geeignete Vielseitigkeitspferde hat; in diesem Fall soll es den beiden Vollmitgliedern erlaubt sein, ihre Quoten für Vielseitigkeits- bzw. Dressurpferde untereinander zu tauschen.
Alternativen.
Eine andere Gegebenheit wäre z.B., dass eine FEI Gruppe möglicherweise beschließt, in einem bestimmten Jahr keine FEI/WBFSH- Gruppenzuchtmeisterschaften in einer bestimmten Disziplin – sagen wir mal: „Vielseitigkeit“ – abzuhalten. Mitgliederzuchtbüchern ist es durchaus möglich, ihre Quote von fünf Vielseitigkeitspferden in jeder Altersgruppe dazu zu nutzen, um zusätzliche Pferde in anderen Disziplinen derselben FEI Gruppe auszuwählen. Dies ergibt die Möglichkeit, dass die Gesamtzahl an Pferden, die in den drei Disziplinen ausgewählt wurden, in allen FEI Gruppen unverändert bleibt. Vollmitglieder dürfen ungenutzte Quoten nur an andere Vollmitglieder verkaufen oder verschenken. Ein Vollmitglied darf seine Quote an niemanden sonst verkaufen oder verschenken, also auch nicht an Pferdebesitzer, Reiter oder Sponsoren.
Auswahlverfahren
In jeder Disziplin erhalten die 25 besten Pferde jeder Altersgruppe wiederum jeder FEI Gruppe, einschließlich der Gold,- Silber und Bronzemedaillen Gewinner, Einladungen zur Teilnahme an den FEI/WBFSH. Ist ein Vollmitglied in der Platzierung der 25 Besten nicht vertreten, erhält das höchstrangigste Pferd, das dieses Vollmitglied repräsentiert, ebenfalls eine Einladung zur Teilnahme an der WBC. Die Auswahl hierzu wird von ihrem jeweils zugehörigen FEI nationalen Reitsportföderation ratifiziert, deren Rolle hierauf limitiert ist
Austragungsorte
Die jährliche FEI/WBFSH Weltmeisterschaften (WBC) in Dressur, Vielseitigkeit und Springen werden in verschiedenen Teilen der Welt stattfinden. Die Auswahl des Austragungsortes erfolgt durch Ausschreibung, wobei jedoch besonders auf das geographische Gleichgewicht geachtet wird, um sicher zu stellen, dass die Meisterschaften nicht weiterhin von europäischen Austragungsorten dominiert werden.
Obwohl es sicher besonders spannend und interessant sein wird, zu sehen, ob es für Veranstaltungsorte in verschiedenen Teilen der Welt machbar sein wird, WBC in zwei oder möglicherweise sogar drei Disziplinen anzubieten, sollte man hier die Erwartungen daran nicht zu hoch stecken. Veranstaltungsorte, an denen in den letzten zehn Jahren WBC bereits schon mal stattfanden, dürfen sich in den ersten fünf Jahren des neuen Systems nicht für die Ausrichtung derselben Disziplin bewerben.
Gleichheit der Wettbewerbsbedingungen
Dieser oben genannte Vorschlag schafft gleiche und transparente Wettbewerbsbedingungen für die FEI/WBFSH Group Breeding Championship und die WBC. Dadurch, dass die Zuchtbücher die Selektoren sein sollen (vorbehaltlich der gemeinsamen MER und Erfüllung aller FEI Anforderungen an den Ablauf der Registrierungen) wird klar zum Ausdruck gebracht, dass die jungen Pferde die an diesen Meisterschaften teilnehmen ihre Zuchtbücher – und nicht die Länder ihrer Reiter repräsentieren. Ziel ist es, auszuschließen, dass vonseiten der Veranstaltungsorte sogenannte „pay-to-play“ Verkaufsplattformen geschaffen werden, die es Besitzern und Reitern ermöglichen, mit nicht ausgewählten Pferden „Tisch“- d.h. Wildcard-Teilnahmeberechtigungen von den Veranstaltungsorten zu kaufen. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit einer Auswahl von Pferden im Rahmen einer FEI Quote ausgeschlossen, für die es unter den bestehenden Regelungen aufgrund der geografischen Entfernung vom Ursprungs-Zuchtbuch nicht möglich wäre, sich durch das bestehende Verfahren zu qualifizieren.
Transparenz
Um eine WBC- Teilnahme von Pferdebesitzern und Reitern – welche die teils sehr kostenintensive Anlieferung der Pferde zum Veranstaltungsort haben – zu erleichtern und diese anzureizen, sollte die FEI von jeder FEI Gruppe oder der FEI Nationalen Föderation den Gold,-Silber und Bronzemedaillen Gewinnern des FEI/WBFSH Championship (idealerweise vielleicht auch weiteren Startern) Zuschüsse zubilligen, eine identische Pro-Kopf und Pro-Pferd–Subvention auch an Besitzer, Reiter und/oder Pferden, die am FEI Weltcup Finale ™ oder anderen Senior Meisterschaften teilnehmen. Der FEI Solidaritätsfonds kann – für den Fall, dass keine Mittel der FEI Gruppe oder der FEI Nationalen Föderation verfügbar sein sollten – zur Unterstützung von Reitern und Pferden herangezogen werden.
Markenkontrolle
Der WBFSH muss die Kontrolle über das geistige Eigentum der Zuchtweltmeisterschaften wiedererlangen.
Der erste Schritt zur Wiedererlangung der Kontrolle besteht darin, den Namen und das Logo des Gesamtwettbewerbes sowie die Namen und Logos der diziplinspezifischen Wettbewerbe (z.B. die Weltmeisterschaften für junge Springpferde/ Zucht) zu kennzeichnen. Ebenso an den FEI Markenlogos und Begriffe wie FEI Nations CUP tm, FEI World Cup tm und anderen, sollte der WBFSH sein Eigentum deklarieren und den Namen und Logos geltend machen.
Kontrolle über die Markenaneignung
Um zu verhindern, dass kommerzielle Interessen unangemessen von den Marken und Aktivitäten des WBFSH profitieren, sollte den Austragungsorten der FEI/WBFSH Gruppen Zuchtmeisterschaften eine Woche vor und eine Woche nach Austragungen der Meisterschaften untersagt werden, marktübergreifende Aktivitäten und Werbeaktionen am Ort durchzuführen, sofern nicht schriftlich vom WBFSH ausdrücklich anders vereinbart. Pferdeauktionen, die nur Pferde aus einem Zuchtbuch anbieten, das gleiche bei Auswahlveranstaltungen bei Hengsten aus nur einem Zuchtbuch, sollten untersagt werden, so dass der Focus komplett auf dem WBFSH und den Gruppenzuchtmeisterschaften liegt, die die Veranstaltungsorte austragen. Initiativen, die allen Mitglieds-Zuchtbüchern der geographischen FEI Gruppe offen stehen, sollten dagegen grundsätzlich gefördert werden, aber den vertraglichen Genehmigungen des WBFSH unterliegen.
Verwaltung
Der WBFSH muss ebenfalls die Kontrolle über die Wettbewerbe als solche zurückgewinnen und darf nicht zulassen, dass die FEI den Auswahlprozess für den Austragungsort einseitig vorantreibt. Teil der Wiedererlangung der Kontrolle über die Verwaltung des WBC ist hier, dass der FEI eine Lizenz zur Verwendung der Markennahmen und Logos für die Wettbewerbe auf zeitlich begrenzter Basis ( z.B. drei Jahre) erteilt wird – vorbehaltlich Vereinbarungen betreffend die Struktur und Verwaltung der Group Breeding Championships und WBC, die die Anforderungen des WBFSH erfüllen. Die Veranstaltungsorte sollten von WBFSH und FEI dabei in einem gemeinsamen Entscheidungsprozess ausgewählt werden. Zusätzlich zu den Verträgen zwischen der FEI und dem Veranstaltungsort sollten ebenso Verträge zwischen dem Veranstaltungsort/Veranstalter und der WBFSH geschlossen werden, um die Interessen der WBFSH und ihrer Mitglieder abzusichern.