Dr. Georges Hoffmann zu Tumor am Bauch /Equines Sarkoid

Frau Luise Sanders: Lieber Herr Dr. Hoffmann, meine Hannoveraner Stute hat seit einem Jahr mittig unter dem Bauch eine etwa Daumennagel grosse Stelle, die ich zunaechst fuer eine kleine Warze gehalten habe. Seit einigen Wochen hat sich diese Stelle deutlich veraendert, indem sie nun erhaben ueber dem Fell ist und leicht blutig ist.
Mein Tierarzt meint, es handele sich wohl um einen virusbedingten Tumor (Papillom) , der aber nicht behandelt werden muesse, da er weder in der Gurtlage liegt und auch sonst dem Pferd keine Schmerzen zu bereiten scheint. Gewebeproben sind nicht entnommen worden. Die Stute hatte vor ca einem Jahr nach Stallwechsel eine Herpesinfektion im Maulbereich. Damals wurde geimpft und nach 5 Tagen war der Herpes abgeklungen und ist bis jetzt nicht wieder aufgetreten.

Koennen gleiche oder aehnliche Viren auch fuer den kleinen Tumor verantwortlich sein. Wuerden Sie mir auch raten erst mal gar nichts zu tun. Oder waere es vielleicht doch sinnvoll zu behandeln, sei es chirurgische Entfernung oder medikamentoess, evtl auch homoeopathisch. Vielen Dank fuer Ihre Antwort. Luise Sanders

Dr. Georges Hoffmann: Sehr geehrte Frau Sanders, nach Ihrer Beschreibung zu beurteilen dürfte es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um ein equines Sarcoid handeln. Im Gegensatz zu Papillomen welche meistens in Gruppen auftreten, sind Sarcoide meistens solitär. Auch neigen sie eher zur Ulzeration, d.h. ihre Oberfläche wird geschwürig, blutig. Bei Papillomen ist dies kaum der Fall ausser sie würden durch äussere Einflüsse verletzt.

Papillome treten eigentlich nur bei jungen Pferden (ca bis 3 Jahren) auf und verschwinden meist spontan, ohne Behandlung nach einigen Monaten.Bei Sarcoiden ist die spontane Abheilung zwar nicht ausgeschlossen, wird jedoch selten festgestellt. Eher beobachtet man ein langsam stetiges Wachsen.

Sarcoide sind Bindegewebstumoren welche dem Pferd eigen sind, d.h. eigentlich nur bei dieser Spezies festgestellt werden. Man vermutet auch bei ihnen eine virale Ursache. Zumindest ist Tumorgewebe für andere Pferde ansteckend falls es in deren Haut inokuliert wird. Wahrscheinlich gibt es verschieden Viren welche diese Bindegewebsgeschwulste verursachen. Eins davon ist das bovine Papillomavirus. Mit ihm konnte experimentell die Enstehung von Sarcoiden beim Pferd ausgelöst werden. (Inkubationszeit: ca 50 bis 170 Tage). In der Praxis dürfte dieses Virus jedoch selten verantwortlich sein. Meistens bleibt der Verursacher unbekannt.

Sarcoide sind keine bösartigen Tumore da sie soweit bisher bekannt keine Metastasen bilden. Jedes Geschwulst existiert für sich allein. Bestehen mehrere Tumoren auf einem Pferd, hat sich dieses wahrscheinlich mehrfach infiziert. Umgekehrt sind sie aber, wenn auch gutartig, so doch nicht ganz harmlos anbetracht derTatsache, dass ihre Behandlung Schwierigkeiten machen kann.

Alle möglichen Behandlungen sind versucht worden. Kältechirurgie, Laserchirurgie, Verätzungen, Thermokauterisation, Einreibungen,… Schlussendlich hat sich die herkömmliche Exzision mit dem Skalpell als die wohl wirkungsvollste Methode erwiesen. Dabei ist bekannt, dass das Geschwulst ein oder zweimal an derselben Stelle binnen 6 Wochen wiederkommen kann. So kann es vorkommen, dass ein Geschwulst zwei oder dreimal an derselben Stelle wegoperiert werden muss.

Um zu vermeiden, dass die Operationswunde zu gross ausfällt würde ich empfehlen solche Sarcoide möglichst bald entfernen zu lassen.



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