Die Thüringer Landesregierung hat ohne Berücksichtigung der sachlichen Einwände durch die Reitverbände, den Landkreistag und in Missachtung der Proteste von vielen tausend Pferdefreunden das “Thüringer Gesetz zur Änderung forst- und naturschutzrechtlicher Regelungen” in den Landtag eingebracht: Künftig sollen nur noch solche Wege und Straßen beritten werden dürfen, die nach aufwändigem Verfahren gekennzeichnet sind. Für das Reiten und Gespannfahren auf “geeigneten Wegen” soll zusätzlich die Zustimmung der jeweiligen Waldbesitzer erforderlich sein.
“Das muss man sich einmal praktisch vorstellen”, kommentiert Thomas Hartwig, der Pressesprecher der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, “bei insgesamt 200.000 Waldbesitzern in Thüringen kann es leicht vorkommen, dass ein Weg von beispielsweise fünf Kilometern Länge 20 verschiedenen Besitzern gehört. Die Zustimmung jedes Einzelnen zu erreichen, wird kaum möglich sein.”

Der Vorsitzende des Thüringer Reit- und Fahrverbandes Dr. Volker Schiele sagt: “Die betroffenen Pferdefreunde Thüringens und wir als deren Interessenvertretung betrachten dieses Vorhaben mit großer Sorge. Wir befürchten, dass dieses Gesetz den Pferdesport als Breitensport drastisch gefährdet und die notwendige schnelle Entwicklung von reit- und fahrtouristischen Angeboten in Konkurrenz zu anderen Regionen entscheidend behindert. In seiner Auswirkung wird das geplante Gesetz die wirtschaftlichen Bedingungen für die Pferdezucht und auch der übrigen abhängigen Wirtschaftszweige deutlich verschlechtern. Denn man muss wissen, dass drei bis vier Pferde heute einen Arbeitsplatz sichern.”

In der nächsten Zeit geht es darum, möglichst viele CDU-Landtagsabgeordnete sachlich zu überzeugen, dass das Gesetzesvorhaben Thüringen viel mehr schadet als nutzt, denn letztlich wird die Mehrheit der CDU im Landtag entscheiden.

Der Gesetzentwurf wurde nach erster Lesung im Landtag in den Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten überwiesen (Vorsitzender: Egon Primas CDU), der zwischenzeitlich zu einer öffentlichen Anhörung am 5. September 2002 eingeladen hat.

Weitere Informationen: Für den Thüringer Reit- und Fahrverband: Dr. Volker Schiele (Vorsitzender), Tel.: 0361-2225400, während des Internationalen Spring- und Dressurturniers in Gera (2. bis 4. August) ist der Kontakt über die Pressestelle Gera (Te.: 0177 75 32 624) möglich. Für die Deutsche Reiterliche Vereinigung: Gerlinde Hoffmann (Leiterin der Abteilung Umwelt und Pferdehaltung), Tel.: 02581-6362-131 oder 0170-4853141.