Olympiasieger Jeroen Dubbeldam erneut der “Rolex – Best of Champions”. – Fast schien es so, als hätte Jeroen Dubbeldam seiner Stute Partytime etwas ins Ohr geflüstert: Denn die achtjährige Westfälin machte ausgerechnet unter Ludger Beerbaum, der ihrem Herrn und Meister noch den Sieg hätte streitig machen können, zwei Abwürfe. “Nein, ich war einfach zu unkonzentriert. Daher der erste Fehler. Danach habe ich mich geärgert, und schon war der nächste Sprung da und mit ihm Fehler 2”, gab Ludger Beerbaum erfrischend ehrlich zu.
So musste sich der Europameister gemeinsam mit Weltmeister Rodrigo Pessoa (Brasilien) mit je acht Fehlerpunkten mit Platz 3 um den Preis “Rolex – Best of Champions” begnügen. Es siegte wie schon 2001 Olympiasieger Jeroen Dubbeldam vor Vize-Europameister Ludo Philippaerts (Belgien/4). “In einem so guten Feld ist es auch etwas glücklich, wenn man gewinnt”, sagte der Sieger bescheiden und erhielt ein aufrichtiges Lob von seinem Kontrahenten Beerbaum: “Nein, heute warst Du der Beste. Du hast alles richtig gemacht im Gegensatz zu mir. Ich war mir nach drei Nullrunden wohl zu sicher.”
Hoch konzentriert ging Ludger Beerbaum dann aber in Umlauf 2 und Siegerrunde in der Prüfung “Ericsson Winning Round” zur Sache: Auf dem zwölfjährigen Iren Frisky, den er erst seit Ende des Jahres unter dem Sattel hat, gewann er die Siegerrunde mit einem fehlerfreien Ritt in 47,56 Sekunden vor dem Niederländer Gerco Schröder auf Eurocommerce Rome, der wie Beerbaum in 48,06 Sekunden fehlerfrei blieb. Dass es auch schneller geht, zeigte der Schwede Rolf-Göran Bengtson, der auf der Quick-Star-Tochter Quick Silver nur 43,49 Sekunden benötigte, aber einen Abwurf verbuchte. Am Einsprung der Zweifachen hatte der sympathische Springreiter noch großes Glück, doch der Aussprung fiel dann. So blieb, wie im NRW-Preis, “nur” Platz 3.
Über Gräben und Wälle ging es im Jagdspringen um den “Preis der Sparkasse”, den der irische Mannschafts-Europameister Dermott Lennon auf dem zwölfjährigen Anthem gewann. Er benötigte 86,16 Sekunden, eine halbe Sekunde weniger als der Franzose Eric Levallois auf Experio HN. Die beiden hängten damit den Schweizer Markus Fuchs, gestern mit der Equipe Sieger in Nationenpreis, auf Edza de St. Denis (90,02) klar ab.
“Ich glaube, das war bombig” , freute sich Europameisterin Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen). Ihr Rusty hatte im Grand Prix Spécial um den “Uniroyal-Preis” eine tolle Leistung gezeigt und mit 1971 Punkten wie am Tag zuvor im Grand Prix gewonnen. Damit ist die “Dressurkönigin von Aachen 2001” auf dem besten Weg, in der morgigen Kür ihren Titel zu verteidigen. “Im Grand Prix bin ich noch etwas verhalten geritten, wollte nicht zu sehr forcieren, da ich ja hier in Aachen nicht immer meine glücklichsten Ritte gezeigt habe. Heute habe ich dann ein Schippchen draufgelegt.” Auf Siegeskurs ritt auch die spätere Zweitplatzierte Nadine Capellmann (Aachen), deren Farbenfroh sich bestens präsentierte. Nur am Ende des starken Galopps versprang er den Wechsel und auch die folgende Pirouette. “Ich bekam ihn nicht zurück, und das laute Raunen des Publikums hat ihm dann Angst gemacht, so dass die Pirouette kaputt war. Aber so ist er eben, ansonsten bin ich super zufrieden”, meinte die Aachenerin und fügte hinzu, “das hätte gereicht.” 1935 Punkte erhielt das Duo, belegte damit Platz 2 vor der Spanierin Beatriz Ferrer-Salat auf Beauvalais (1897).
Einen schwedischen Sieg gab es in der Intermédiaire II durch Susanne Gielen, die den 15-jährigen Chasmir vorstellte. Mit 1380 Punkten gewann sie den “Adular-Preis” vor der Britin Sandy Phillips, gebürtige Amerikanerin und Ehefrau des Ex-Militaryreiters Mark Phillips, auf No Limit (1365) und dem Franzosen Hubert Perring auf Diabolo St. Maurice (1337).
Bereits am Vormittag waren 39000 Zuschauer trotz wechselhaften Wetters in den Aachener Wald gepilgert, um der Marathonfahrt der Gespanne zu folgen. Und es war ein spannender und knapper Dreikampf um den “Wohnwelt-Pallen-Preis”: Mit nur 0,14 Punkten bzw. 0,54 Zählern Vorsprung gewann der schwedische Weltmeister Tomas Eriksson vor dem Niederländer Mark Weusthof und dem deutschen Ex-Weltmeister Michael Freund (Neu-Isenburg). 5,78 Punkte dahinter folgte mit Christoph Sandmann der zweite deutsche Gespannfahrer. Die Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten, sahen spektakuläre Fahrten durch die acht Hindernisse, wobei vor allem die beiden Wasserdurchfahrten wie immer die Publikumsmagneten waren.