Die Berliner Polizei-Reiter-Staffel soll aufgelöst werden

Das bittere Ende der Polizei-Reiterstaffel und ihre traurige Konsequenz: Die Hälfte der 44 Polizeipferde muss zum Schlachter. Sie sind zu alt und somit kaum vermittelbar.
“Die Hälfte der Polizeipferde ist zwischen 18 und 25 Jahre alt”, sagt Oberkommissar Thomas Kriwens (37) von der Reiterstaffel Grunewald. “Der Markt ist übervoll. Die Leute kaufen junge Pferde.” Einige Polizeireiter überlegen, ihre vierbeinigen Kollegen zu kaufen. Doch das Einstallen kostet zwischen 250 und 1000 Mark pro Monat. “Zu viel für mich”, sagt Polizeikommissar Sven Schellhase (38). “Mein Golan ist mit fast 25 Jahren das älteste Dienstpferd der Polizei. Er hat keine Chance.”

Die Tiere auf einem Gnadenhof unterzubringen ist problematisch. “Alte Pferde würden in einer neuen Herde bei Machtkämpfen den Kürzeren ziehen”, sagt Polizeireiterchef Helmut Kannengießer. “Meistens sind die Tiere im Freien untergebracht. Unsere Pferde sind den geschützten Stall statt den Unterstand gewöhnt. Alte Tiere müssen extra Kraftfutter kriegen – zu teuer für Gnadenhöfe.”

Der Wegfall der Reiterstaffel soll Geld sparen: 8,69 Euro (17 Mark) pro Tag kostet ein Pferd inklusive Anschaffungspreis (9000 Mark), Futter, Schmied und Tierarzt. Ein Funkwagen ist teurer: “Bei einem Kaufpreis von rund 42 900 Euro, also 84 000 Mark, sind pro Wagen und Tag rund 54 Euro Betriebskosten fällig”, rechnet Hauptkommissar Stefan Adam, Dienststellenleiter der Reiterstaffel Spandau. “Und kein Wagen hält wie unsere Pferde durchschnittlich 12 Jahre.” Keine Tiere, keine Arbeit: 14 Pferdepfleger und zwei Schmiede verlieren ihren Job. Die 75 Reiter werden in andere Dienststellen versetzt.

“Mit uns hat noch keiner gesprochen. Was wir wissen, wissen wir aus den Zeitungen”, kritisiert Siegfried Scheil (58). Der Hauptkommissar und sein Kadett (14) haben oft City-Dienst. Gemeinsam mit Hauptmeister Mario Vahl (35) und Riccolo (7) patrouillieren die vier oft am Brandenburger Tor über die Linden bis zum Alex – ein beliebtes Fotomotiv für Touris.

Letzte Hoffnung für Golan und seine Kollegen: Die “Bürgerinitiative zum Erhalt der Reiterstaffel” hat bereits 15 000 Unterschriften gesammelt. Vielleicht kommt die Hilfe noch rechtzeitig. (Quelle: Berliner Kurier)

Die Reiterstaffel hat eine lange Tradition

Gegründet wurde die Reiterstaffel am 4. April 1950.

1977: Der Bestand schrumpft von 95 auf 75 Pferde und 125 Reiter, 1984 auf 65 Tiere, 102 Reiter.

1985: Die ersten Polizeireiterinnen sitzen auf.

1991: Zu den Staffeln im Grunewald und Spandau wird eine in Köpenick eröffnet.

1996: Statt im Wald sind die Streifen nun verstärkt in der City unterwegs. Aufgaben: Sichern von Laubenkolonien, Siedlungen, Parks, Staatsbesuchen, Demos und Fußballspielen.

1997: Die Wache Köpenick wird geschlossen – es bleiben 45 Pferde und 75 Beamte.

Am 4. April 2002 wird die Reiterstaffel 52 Jahre alt.



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