Vor dem abschließenden Springen nahm die Jury, als entscheidendes Gremium der Military-Europameisterschaft im französischen Pau, nach der Verfassungsprüfung Bettina Hoys Pferd Unsung Hero aus dem Wettbewerb und raubte so dem deutschen Team und Hoy die Medaillen-Chancen.
Die Entscheidung der Jury sorgte für großen Ärger beim deutschen Team, und für Tränen und Wut beim tobenden Ehemann. Das Pferd war definitiv nicht lahm, das ist eine unsportliche Entscheidung, schimpfte Bundestrainer Hans Melzer. Wir wurden abserviert, klagte Melzer. Der Vielseitigkeitsausschuss-Vorsitzende Jens Adolphsen kritisierte: So etwas habe ich noch nie erlebt, da wurde mit zweierlei Maß gemessen. Unsung Hero sei bei der veterinärmedizinischen Untersuchung im Gegensatz zu zwei Pferden des Gastgeber-Teams ohne gesundheitliche Probleme gewesen: Er trabte völlig normal. Das deutsche Team hatte vor dem Aus für Hoys Pferd ebenso auf Platz vier rangiert wie die im britischen Gatcombe lebende Reiterin in der Einzelwertung.
Wütend war auch Andrew Hoy. Der ehemalige Olympiasieger, seit einigen Monaten Ehemann der früher unter ihrem Mädchennamen Overesch startenden Reiterin, gilt als besonnener Zeitgenosse. Der ist sonst sehr ruhig, aber so habe ich ihn noch nie toben sehen, berichtete Adolphsen. Auf einen Protest verzichtete das deutsche Team: Die Entscheidung ist nicht einspruchsfähig, erklärte der promovierte Jurist.
Bereits am Vortag hatte das deutsche Team zwei Ausfälle verkraften müssen. Ingrid Klimke (Münster), die in der Einzel-Wertung nach der Dressur führende deutsche Meisterin, gab nach einer Verletzung ihres Pferdes Robinson’s Concord ebenso auf wie zuvor Marie Jeanette Steinle (Innig) mit Traque le Vent.
Ich bin natürlich total enttäuscht, sagte Klimke nach dem EM- Aus. Ihr Pferd erlitt eine Hufprellung: Gott sei Dank ist es aber nichts Schlimmes. Steinle, die ebenfalls im Gelände aufgab, war neben Klimke die zweite Reiterin des deutschen Teams, die als Einzelstarterin ritt. Ihre Ergebnisse zählten nicht für die Team- Wertung.
Die deutsche Mannschaft, zu der vor dem abschließenden Springen nur noch Inken Johannsen (Tornesch) mit Brilliante, Bodo Battenberg (München/Sam the Man) und Andreas Dibowski (Döhle/Ginger) zählten, war im Gelände von Platz zwei auf vier zurückgefallen. Durch das Aus für Hoy rutschte das Team noch weiter zurück, da ihre Ergebnisse aus Dressur und Gelände laut Reglement nicht mehr gewertet werden.
Gute Chancen auf eine Einzel-Medaille besitzt vor dem Springen noch Inken Johannsen, die nach dem Ausscheiden von Hoy mit Brillinate auf Platz vier vorrückte. Im Einzel führte die Titelverteidigerin Pippa Funnel (Großbritannien) mit Supreme Rock.
Überschattet wurde der Samstag durch den Tod von zwei Pferden. Zum ersten tödlichen Zwischenfall kam es beim Ritt der Schweizerin Jennifer Eicher, deren Pferd Okeechobee zwischen zwei Hindernissen wegen einer Kreislaufschwäche zusammenbrach. Der 13-jährige Wallach Monaytra Bert der Irin Ann Hatton musste nach einer Verletzung eingeschläfert werden.