Beim traditionellen Hallen-Reitturnier in Kiel hat der Direktor selbst das Championat von Schleswig-Holstein gewonnen. Der dreimalige Weltmeister Franke Sloothaak (Borgholzhausen), der bei der 12. Baltic Horse Show in der neuen Ostseehalle auch als Sportdirektor fungierte, triumphierte im Großen Preis von Kiel.
Mit seinem Top-Pferd Joli Coeur verwies er mit dem schnellsten fehlerfreien Ritt von 38,32 Sekunden Weltmeister Rodrigo Pessoa (Brasilien) mit Lianos (39,71) auf den zweiten Platz. Zu den 30000 Mark Siegprämie kam noch ein Goldbarren im Wert von 20 000 Mark für den besten Reiter des Turniers. Der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum (Riesenbeck) war mit Figaro’s Boy zwar am schnellsten, aber ein Abwurf am letzten Hindernis warf ihn auf den dritten Rang zurück.
Beim Großen Preis von Kiel stand der international unbekannte 38- jährige Außenseiter Harms Sievers mit seiner erst achtjährigen Holsteiner Stute Zhenrike zwar im Schatten der Großen Drei, doch der Vorsitzende des Deutschen Springreiter-Clubs wurde als Vierter von den begeisterten Zuschauern genauso stürmisch gefeiert wie Sieger Sloothaak. Rodrigo Pessoa, der sich mit 23000 Mark als Zweiter begnügen musste, staunte über Holsteiner: Den kannte ich vorher gar nicht. Den habe ich vorher noch nie gesehen.
Weltmeister Pessoa war im Zeitspringen eine Klasse für sich. Als letzter aller 36 Teilnehmer jagte er mit seinem 12-jährigen D’Aumary in fehlerfreien 56,61 Sekunden über die zwölf Hindernisse und war damit deutlich schneller als der Schweizer Willi Melliger mit Scutt (59,52). 15000 Mark gab es als verdienten Siegerlohn. Auf dem dritten Rang landete Hans-Thorben Rüder von der Insel Fehmarn mit Alley Rose (60,19). Im Championat von Kiel schlug die Stunde des niedersächsischen Pferdezüchters Gilbert Böckmann (Lastrup), der mit seinem 11-jährigen Oldenburger Hengst Gilbert Ex-Europameister Melliger mit Annaconda und den Hamburger Oldtimer Achaz von Buchwaldt mit Loreana auf die Plätze verwies.
Die Ostseehalle erlebte eine ungewöhnliche Premiere. Die 37-jährige viermalige Deutsche Meisterin Helena Weinberg aus Aachen und ihr 14-jähriger Sohn Thomas traten erstmals in einem internationalen Springen gegeneinander an. Beide hatten einen Abwurf, aber Helena Weinberg konnte mit ihrem Fuchshengst Silas in 62,93 Sekunden den neunten Platz belegen, Filius Thomas musste sich mit Silwa Wapiti in 69,30 Sekunden mit dem 25. Platz zufrieden geben. Helena Weinberg bekannte: Thomas ist großartig geritten. Ich hätte mich wirklich gefreut, wenn er mich geschlagen hätte.
In Oslo starteten die deutschen Springreiter erfolgreich in die neue Weltcup-Saison, obwohl die drei Top-Stars Ludger Beerbaum, Franke Sloothaak und Lars Nieberg das besser dotierte Kieler Turnier vorgezogen hatten. Im Stechen reichte es für den 32-jährigen Emsländer Rene Tebbel, der 1990 in Stockholm mit der deutschen Equipe Vize-Weltmeister gewesen war, zum zweiten Platz hinter Thomas Velin (Dänemark) mit Equest Carnute. Zwei Abwürfe im Stechen kosteten Tebbel den greifbar nahen Weltcup-Erfolg. Zu den sechs Paaren, die sich den dritten Rang teilten, gehörten auch Markus Beerbaum mit Leena und seine Ehefrau Meredith Michaels-Beerbaum (beide Thedinghausen/Bremen) mit Perina.