Die seit dem 18. Jahrhundert urkundlich erwähnte Heilig-Blut-Prozession in Weingarten droht dieses Jahr auszufallen. Wenn sich bei der Prozession Pferde aus mehreren hundert Ställen in Weingarten zum Ritt treffen, könnte die Maul- und Klauenseuche weitergetragen werden.
Adolf Mayer-Rosa, Chef der Weingartener Blutreiter und Vorsitzender des Organisationskomitees, sieht für den Blutritt am 25. Mai allerdings nicht gänzlich schwarz: “Wir werden täglich hoffnungsvoller”, sagte er am Wochenende. Schließlich sei bisher in Deutschland noch kein MKS-Fall nachgewiesen, auch in den Niederlanden gebe es keine neuen Fälle. “Der Blutritt findet statt, wenn keine Gefahr vorhanden ist”, betonte Mayer-Rosa. Endgültig soll spätestens am 18. Mai entschieden werden. Mayer-Rosa betont aber auch, dass man auf jeden Fall auf Nummer sicher gehen werde. “Wir dürfen keine Risiken eingehen”, meint er. “Immerhin haben wir als Christen auch eine große Verantwortung für die Tiere.” Die Pferde können zwar selbst keine Maul- und Klauenseuche bekommen, sie aber gleichwohl weitertragen.
Da die allermeisten Tiere aus bäuerlichen Ställen mit Schaf-, Rind- oder Schweinebestand kommen, wäre der Blutritt im Falle eines Ausbruchs der Seuche geradezu ein idealer Treffpunkt für die Viren, um sich weiter -verbreiten zu können.
Den Oberschwaben ist der Blutritt so wichtig, dass der Ritt nicht einmal in den 60er Jahren abgesagt wurde, als im Oberland die Maul- und Klauenseuche wütete. Zuletzt musste der Blutritt 1945 ausfallen. Für den 25. Mai erwartet man in Weingarten immerhin 2900 Teilnehmer.
Von Amts wegen gibt es kein Verbot für die Wallfahrt. Nachdem der Kreisveterinär von Ravensburg die Blutreitergruppe in der Nachbargemeinde Bergatreute auf das Risiko und die möglichen Folgen von MKS hingewiesen hatte, wurde dort der für den 22. April geplanten Georgiritt abgesagt. In Bayern wurden bereits einige traditionelle Georgi- und Leonardiritte für dieses Jahr gestrichen. In Weingarten ist man indes entschlossen, auch bei einer Absage des traditionellen Blutritts in diesem Jahr eine Wallfahrt zu veranstalten – dann eben nicht zu Pferd, sondern zu Fuß.