Baden-Württemberg – Reiterprozession in Gwigg abgesagt

Aus Angst vor einem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche ist jetzt im Landkreis Ravensburg die erste Reiterprozession abgesagt worden. Der für 22. April in Gwigg bei Bergatreute geplante Georgiritt findet nicht statt.
Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Aber wir sind jetzt froh, dass wir so entschieden haben, sagte gestern Manfred Hoh, der Leiter der Bergatreuter Blutreitergruppe. Das Risiko und die Verantwortung seien zu groß gewesen, dass beim Georgiritt der gefürchtete Erreger übertragen werden könnte.

Die Absage sei eine Entscheidung alleine der Blutreitergruppe, sagte Hoh. Eine Nachfrage beim Veterinäramt des Landkreises habe ergeben, dass die Behörde von Amts wegen nichts gegen eine Durchführung des Rittes unternehmen würde. Die Blutreiter seien aber auf das damit verbundene Risiko und mögliche Folgen hingewiesen worden.

Der Landwirt, auf dessen Grund sich die Reiter zum Gwigger Georgiritt immer versammeln, hat im Vorfeld signalisiert, dass er in diesem Jahr keine Pferde auf seinem Hof sehen will. Das Pferd, so Manfred Hoh, könne zwar nicht selbst an der Maul- und Klauenseuche erkranken, den Erreger aber sehr wohl übertragen.

Was geschieht nun mit den großen Blutritten in Weingarten und Bad Wurzach? Werden auch sie abgesagt oder auf Fußprozessionen reduziert? Das ist augenblicklich die heiß diskutierte Frage in den Reitergruppen. Die Gruppenführer treffen sich am Montag in Weingarten. Danach weiß man eventuell mehr. Es wäre schade, wenn auch der Weingartener Blutritt abgesagt würde, meint Manfred Hoh. Das wäre für uns Reiter, als wenn Weihnachten und Ostern auf einmal ausfallen würden!

In Gwigg kamen die Reitergruppen aus der näheren Umgebung erstmals 1995 zu einem Georgiritt zusammen. Anlass war eine Fahnenweihe der Bergatreuter Blutreitergruppe. Seither hat sich der Ritt zur gerne gepflegten Tradition entwickelt. 130 bis 150 Reiter sind jedes Jahr gekommen. Am 22. April sind nun die Reiter zusammen mit den anderen Gläubigen zu Fuß nach Gwigg eingeladen. Um 9.30 Uhr beginnt an der Kapelle eine Bittprozession mit Standartenabordnungen der Reitergruppen. Um 10.15 Uhr wird nach der Rückkehr zur Kapelle Pfarrer Ludwig Beitel den Gottesdienst zelebrieren.

Nicht missen müssen die Reiter, gute Witterung vorausgesetzt, das alljährliche gemütliche Beisammensein nach dem Gottesdienst bei Speis, Trank und Musik. Manfred Hoh erinnert daran, dass die Georgiritte in ihrem religiösen Kern Bittprozessionen sind. Das Schreiben, mit dem Bergatreuter gestern ihren Ritt offiziell absagten, endet mit den Sätzen: Den aktiven Reitern sei gesagt, dass auch in Zeiten der Maul- und Klauenseuche, wenn das Pferd im Stall verbleibt, es umso wichtiger ist, dem Heiligen Georg Fürbitte zu schenken. Hier zeigt sich ein wahrer, treuer Blutreiter!



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