20.01.-21.01.2007 Deutscher Berufsreitertag begeisterte mit Spitzenprogramm und

– Hochkarätige Referenten und Tagungsprogramm lockte über 750 Teilnehmer
– Klassische Ausbildung im Mittelpunkt
– Junge Dressur-Europameister Werndl und Rath zeigten Ausbildung junger Pferde

Die Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR) hatte am 20. und 21. Januar zu ihrem Jahrestreffen nach Hessen geladen und alle kamen. Darunter so prominente Namen wie Ann Kathrin Linsenhoff, Heike Kemmer, Wolfgang Brinkmann, Dolf-Dietram Keller, Siegfried Peilicke, Holger Schmezer und George Theodorescu. Insgesamt 750 Gäste übertrafen die Erwartungen, aber nicht Organisationsgeschick und Gastfreundschaft der Gastgeber. Offensichtlich hatten die Veranstalter um BBR-Geschäftsführerin Hildegard Vogel und den hessischen Landesdelegierten Gerhard Pietsch aufs richtige Pferd gesetzt: Thema, Teilnehmer und Tagungsorte waren Spitzenklasse.


Am ersten Tag ein Fachkongress zum hochaktuellen Thema Der Weg von S bis zum Grand Prix mit international namhaften Referenten wie Hans Riegler von der Spanischen Hofreitschule Wien und Dr. Jean-Yves Guray war etwas Besonderes. Am zweiten Tag dann zum praktischen Teil das besondere Highlight: Zu Gast bei einer der weltweit ersten Adressen in Sachen Pferde – dem Linsenhoffschen Schafhof. Die große Schafhof-Familie, wie Ann Kathrin Linsenhoff und ihr Mann Klaus Martin Rath es munter formulierten, hatte zu sich eingeladen. So fanden sich am 21. Januar die vielen hundert Gäste bei ihnen ein, von denen die meisten abends zuvor nach dem Kongress zusammen im großen Glashallenpalais des Offenbacher Architektur-Hotels Achat Plaza gefeiert hatten.

Am sonntäglichen Eröffnungstag begeisterte dort ein Fünf-Sterne-Tagungsprogramm: Eindrucksvolle Einsichten vermittelten die Vorträge solch renommierter Experten wie des Veterinärmediziners Dr. Michael Siebert und des weltweit bekannten Tierheilpraktikers Dr. Jean-Yves Guray. Sie zeigten und bewiesen, dass das Herzstück der klassischen Ausbildung das richtige, weil ein natürliches, der Natur abgelauschtes Ausbildungssystem ist. So brachte es Hannes Müller, Leiter der Deutschen Reitschule Warendorf, auf den Punkt. Es ist das solide Fundament, welches erst den weiteren Hausbau bis zur Dachspitze ermöglicht. Und Warendorf wird in dieser Sache nicht wanken und weichen. betonte er.

Eröffnet hatte den Fachkongress Klaus Martin Rath, ehemaliger Deutscher Meister und mehrfacher Bundeschampion der Berufsreiter. Der Ehemann und Trainer von Ann Kathrin Linsenhoff formulierte sein klares Bekenntnis zur klassischen Ausbildung: Man müsse Pferde behutsam ausbilden und dabei vor allem Geduld üben. Das bekäme man von seinem Pferd immer zurück.

Die Skala der Ausbildung sei richtig, vor allem um das Pferd besser zu gymnastizieren. Je losgelassener und je gerittener das Pferd, desto dauerhafter seien Freude und der Erfolg bei Pferd und Reiter. Rath weiter dazu: Ein Pferd soll aus Losgelassenheit und Durchlässigkeit die Lektionen gehen. Man sehe aber heutzutage viele Pferde mit hohem Stressfaktor in der Piaffe. Das sei aber unnötig, weil es eben anders geht mit der klassischen Ausbildung.

Stress ist das Schlimmste was es für ein Pferd gibt, pflichtete ihm einer der vielen prominenten Gäste bei. Es war der über 80-jährige George Theodorescu. Aus ethischer Sicht gab der legendäre Pferdeausbilder zu bedenken: Das Pferd ist das einzige Tier auf Erden, das dem Menschen stehend direkt ins Auge schaut. Kein anderes Tier tut das. Die Zuschauer waren angetan und spendeten überwältigenden, lang anhaltenden Applaus.

Dr. Michael Siebert, unter anderem Betreuer der britischen Olympionikin Emma Hindle, referierte über Kraftentwicklung, Kraftübertragung und Beweglichkeit. Diese seien bei der Ausbildung zum Grand Prix Pferd aus medizinischer und gesundheitserhaltender Sicht von Bedeutung. Welche Belastungen auf ein talentiertes Dressurpferd zukommen, verdeutlichte Dr. Siebert mit folgendem Beispiel: Die Belastung der Fesselträger bei einer Diagonale im starken Trab entspricht der eines gesamten L-Springparcours.

Den Erkenntnissen seiner Arbeit entsprechend empfahl er, talentierte Pferde erst nach Ende ihres Längenwachstums mit Beginn des sechsten Lebensjahrs stressfrei und behutsam in Richtung stärker versammelnde Aufgaben auszubilden. Seiner Ansicht nach müsse dabei die Skala der klassischen Ausbildung als logische Konsequenz der anatomischen und biomechanischen Zusammenhänge des Pferdeorganismus verstanden werden. Leider werde dieser Ausbildungsleitfaden heute zuweilen ignoriert. Deswegen ist es für ihn kein Wunder, wenn einige Pferde sich nicht in der ihnen angeblich attestierten Ausbildungsphase Grand Prix, sondern de facto erst auf L-Niveau befänden.

Dr. Jean-Yves Guray, weltweit anerkannter Tierheilpraktiker und promovierter Veterinärmediziner, stellte seine von der chinesischen Medizin geprägte ganzheitliche Sichtweise vor. Dies bot vielen Zuhörern neue, erkenntnisreiche Einsichten. Er teilt die Dr. Sieberts Ansichten hinsichtlich der Richtigkeit der klassischen Ausbildung und kam dabei zu gleichen Empfehlungen. Eindringlich warnte Dr. Guray davor, zu früh mit talentierten Pferden anzufangen, weil dann auch in der Karriere wieder früh Schluss sein kann.

Als Vorbereitung auf den praktischen Teil gewährte der international tätige Dressurrichter Dr. Dietrich Plewa allen offen Einsicht in seine Grundsätze des Grand-Prix-Richtens, die sich an der klassischen Ausbildung orientierten: Mängel in der Ausbildung wiegen bei der Bewertung deutlich schwerer als technische Fehler.

Am zweiten Tag hatten Ann Kathrin Linsenhoff und Klaus Martin Rath zu sich auf den Schafhof geladen. Eine Besichtigung des Schafhofs war natürlich etwas Besonderes. Das lockte zu diesem Bundes-Berufsreitertag mehr als 750 Gäste nach Kronberg. Dort waren in der edlen Reithalle noch Tribünen und auf dem Außen-Trainingsviereck ein verglastes Gastronomiezelt aufgebaut worden, um die vielen Gäste mit der bekannten Gastfreundschaft und Großzügigkeit der Schafhof-Familie bestens zu bewirteten.

An diesem Tage wurden in der Praxis der klassische Ausbildungsweg talentierter Pferde zwischen 6 und 10 Jahren unter dem Reiter und an der Hand demonstriert. Als kleine Überraschung für die Gäste zeigten die jungen, sympathischen Reiterinnen und Reiter Jessica Werndl, Benjamin Werndl und Matthias Rath die Anlagen und das Vermögen von sechs jungen Pferde. Angeleitet und fachlich kommentiert wurden die jungen Europameister und größten Talente, die wir haben von Klaus Martin Rath. Die großen Leistungen der Ausbildung an der Hand zeigte Hans Riegler. Der Oberbereiter der Spanischen Hofreitschule Wien war eine der Zugnummern dieser hochkarätigen Veranstaltung und bewies auch wortgewandt mit Wiener Schmäh sein Können.

Als Sternstunde dann zum Abschluss Ann Kathrin Linsenhoff mit ihrem Sterntaler: Locker und mit Freude an den Lektionen präsentierte sich ihr Paradepferd und begeisterte die anwesenden Profis mal wieder mit lehrbuchreifen Piaffen und Passagen, kadenzierten Traversalen sowie mit raumgreifenden, aus der Hinterhand entwickelten schubkräftigen Trabverstärkungen. Mit ihrem Können und dem ihres Pferdes sowie durch ihren großen Charme zeigte Linsenhoff, wohin der Weg von S bis Grand Prix mit der klassischen Ausbildung erfolgreich gehen kann: bis an die Spitze. Ganz dem Pferde verpflichtet, dem Sport verbunden.

Als Sternstunde erwies sich dann auch, dass die großzügig bewirteten Gäste anschließend ebenso großzügig für Sterntalers Namenspaten spendeten: UNICEF.

Jan Reumann



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