Seit Samstag haben hundert bunte Vierbeiner Dom, Rathaus und Eäzekomp den Rang als begehrteste Fotokulissen für die Kinder und Omas der Aachen-Touristen abgelaufen.
Die Fotoapparate der Besucher klickten, klickten und klickten nach dem Auftakt der Horse-Parade 2001 in Aachen. An den Ruf als Pferdestadt sollen die kunstvoll gestalteten Vierbeiner in diesem Sommer erinnern. Und daran, dass es immerhin ein Pferd war, dem Aachen seine Existenz als Kaiserstadt verdankt. Denn wäre der Zosse Karls des Großen damals, im achten Jahrhundert, nicht im Öcher Bösch in eine Mulde getalpt, hätte sein Reiter nicht die heißen Quellen entdeckt. Und hätte der große Karl deren Wirkung nicht schätzen gelernt, er hätte nicht seine Pfalz bauen lassen…
Die Geschichte ist Legende, wahr oder unwahr bleibt ungewiss – sie klingt zumindest nett. OB Jürgen Linden erzählte sie gern zur offiziellen Eröffnung der Horse-Parade am Samstag Vormittag auf dem Markt. Die Domsingschüler sangen lustige Reiterlieder und 30 der insgesamt hundert bunten Gäule hatten die Organisatoren der Initiative Aachen auf dem Markt aufgebaut.
Ganz vorne an der Bühne stand Pippi, das älteste aller Pferde, bereits zwei Jahre alt, und bisher in Gelsenkirchen zu Hause. Helmut Falter, Vorsitzender der Initiative Aachen, hatte es dort in seiner Mayerschen Buchhandlung beherbergt, bis es umzog nach Aachen und “weitere Geschwister anlockte”, wie Schirmherr Bernhard Paul aus dem “Reisebericht” des “Urpferdes” vorlas. In Aachen wird die bunt bestrumpfte Pippi, für die eindeutig Namensvetterin Langstrumpf Pate stand, bleiben und unweit des Reitstadions, am Prager Ring, ihren Standort beziehen.
Überall in der Stadt stehen nun Pippis verrückte Geschwister. Marmorierte, goldene, silberne, knatschbunte, mit Blumen bepflanzte oder dem Innenleben eines Computers beklebte. Sie erzählen Geschichten – wie die der Herkunftsländer der CHIO-Reiter. Oder sie geben Rat – wie jenes Ross auf dem Bücherplatz, das verrät, dass Faulbaum dem Dickdarm dient, Wilde Malve Mund wie Rachen fegt und die Bärentraube der Blase hilft. Sie stehen auf langen Beinen – wie das Ross am Klinikum – und künden von Weitblick. Oder sie tragen auf der Stirn ein Horn, das die Vision verkörpert.
Den Aachenern scheinen die neuen Kunst-Objekte zu gefallen. Tausende Menschen flanierten am sonnigen Wochenende an ihnen vorbei, hockten sich zum Eisschlürfen in deren Schatten oder sonnten sich auf den Sockeln.