14.11. ? 17.11.2002 Spanische Hofreitschule Wien in Luxemburg

Hohe Schule klassischer Reitkunst.

Die Spanische Hofreitschule Wiens kommt erstmals nach Luxemburg. Für ihre Auftritte wird das Sportzentrum dCoque auf Kirchberg zur barocken Reithalle umdekoriert und ein spezieller Bodenbelag wird amenagiert. Die Preise bewegen sich zwischen 75â¬, 60â¬, 50⬠und 40â¬. Reservierung unter Tel Nr. 901 7 30 30.

Zu ihrem ersten Auftritt in Luxemburg präsentiert die Hofreitschule ihr gesamtes Programm, so wie es seit Jahren in Wien vorgeführt wird. Vor dem eigentlichen Programm ist jeweils ein interessantes Vorspiel eingeplant. Die zweistündigen Vorstellungen finden jeweils am 14., 15. und 16. November um 20.30 Uhr statt. Die Vorstellung am 17. November ist um 15.30 Uhr.
Geschichte

Die Spanische Hofreitschule in Wien steht seit 430 Jahren für reiterliche Tradition und Perfektion. Sie ist die einzige Institution der Welt , an der die klassische Reitkunst der Hohen Schule seit der Renaissance bis heute bewahrt und unverändert gepflegt wird.

Das Spanische in ihrem Namen leitet sich von damals den an den Fürstenhöfen sehr begehrten spanischen Pferden den Vorfahren der Lipizzaner ab.

Die Hohe Schule der Reiterei geht zurück auf die klassische Reitkunst der Griechen und erlebte Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Wiedergeburt. Es war die Renaissance, die einen neuen Lebensstil an den Herrscherhöfen Europas prägte. Dazu gehörte selbstverständlich ein anderer Reitstil als in den Jahrhunderten des Mittelalters gepflogen wurde. Systematisch betrieben wurde die Zucht spanischer Pferde in Österreich etwa ab 1562 durch Erzherzog Maximilian, den späteren Kaiser Maximilian II. . Dieser Habsburgerherrscher gründete im Jahr 1564 das erste Hofgestüt Kladrub in Böhmen Erzherzog Karl II, ein Bruder Kaiser Maximilians, war ebenfalls von der Zucht spanischer Pferde sehr angetan und gründete im Jahr 1580 das Karster Hofgestüt in der Nähe von Lipizza.

Obwohl das genaue Errichtungsdatum eines ersten spanischen Reitsaales nach wie vor nicht bekannt ist, deuten verschiedene Urkunden auf das Jahr 1572 hin. Doch erst mehr als 100 Jahre später ließ Kaiser Karl VI in den Jahren 1729 bis 1735 die heute weltbekannte barocke Winterreitschule von Josef Emanuel Fischer von Erlach errichten und schuf somit die bleibende Heimat der Spanischen Hofreitschule. Diese prunkvolle Halle hat eine sehr wechselvolle lebhafte Vergangenheit und war nicht nur Reithalle und Schulstätte für die weißen Hengste. Nach dem Tod Karls VI im Jahre 1740 unter Kaiserin Maria Theresia war sie vollendeter Rahmen für Ritter-Spiele, Karussells, Hofbälle und Maskenfeste. Besonders die Zeit des Wiener Kongresses (1814 1815) brachte der Spanischen Hofreitschule neue Impulse vor einem internationalen Publikum allerhöchster Politiker. Im Revolutionsjahr 1848 tagten Bürgerversammlung und Reichstag in der Reitschule.

Heute, im 21. Jahrhundert sind die Lipizzanerhengste der Spanischen Hofreitschule fast täglich bei der Morgenarbeit sowie einmal in der Woche bei einer Galavorführung in der Winterreitschule zu bewundern. Der jeweils aktuelle Spielplan wird zeitgerecht auch via Internet publiziert.

Züchtung

Im Lipizzaner besitzen wir die älteste europäische Kulturpferderasse. Seine Ahnen reichen weit zurück, bis ins 8. Jhdt. n.Chr. und sind überwiegend von spanischem, genauer gesagt von andalusischem Blut. 711 betraten die von ihrem Missionseifer erfüllten, immer weiter nach Westen drängenden Araber erstmals spanischen Boden und blieben für mehr als 700 Jahre! die Herren auf der iberischen Halbinsel. Die Mauren brachten mit ihrer Kultur auch ihre herrlichen Reitpferde nach Spanien, nämlich die feurigen Berber und die sanftmütigen Araber, mit denen natürlich in Spanien weiter gezüchtet wurde. Dabei machten die in ständige Kriege und Auseinandersetzungen verwickelten Eroberer die Erfahrung, dass Nachkommen von Berbern und Arabern mit dem bodenständigen iberischen Pferd, eben die Andalusier, zwar etwas größer und kräftiger waren, sich jedoch in der gebirgigen Iberischen Halbinsel als hervorragende Reitpferde bewiesen. Den Andalusier zeichneten gesuchte Charakteristika aus wie Genügsamkeit, Ausdauer, Härte der Hufe, aber auch Empfindsamkeit für Lob und Strafe, die Basis für gute Gelehrsamkeit. Eine Eigenschaft aber wurde besonders hervorgehoben: MUT; der Andalusier konnte im Feld einzeln vorn geritten werden , also ohne Herdentrieb. Eine wichtige Eigenschaft im kriegerischen Nahkampf.

Als im Italien des 15.Jahrhunderts, mit Beginn der Renaissance, die Reitkunst der Antike wiederentdeckt wurde, legten die Reitschulen Neapels, allen voran die Schule des Reitmeisters GRISONE, den Grundstein für eine neue Reiterei, die schließlich ganz Europa beeinflussen sollte. Für die neue Schule benötigte man leichtere, wendigere Pferde, als die schweren Ritterpferde des Mittelalters. In der Reitschule Grisones, wurde schon bald das sehr geschätzte andalusische Pferd verwendet, da es die geforderten Voraussetzungen am besten erfüllen konnte. Durch politische und verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Spanien und Süditalien kamen im 15. und 16. Jahrhundert immer mehr spanische Pferde nach Süditalien, die auch in der Zucht verwendet wurden, und bald erfreute sich dieses neue Pferd, der Neapolitaner, großer Beliebtheit in Europa, obwohl etwas schwerer im Erscheinungsbild und ungestümer im Charakter als der Andalusier.

Im Jahr 1580 gründete Erzherzog Karl II von Innerösterreich, ein Bruder Kaiser Maximilians II, der in der Steiermark regierte und dessen Ländereien bis an die Küste der Adria reichten, das Karster Hofgestüt in der Nähe von Lipizza. Karl II. wies noch im Gründungsjahr den in Spanien amtierenden kaiserlichen Botschafter Freiherrn v. Khevenhüller an, Pferde für das neue Gestüt zu kaufen. Und so kam es 1581 zur ersten Besiedelung des Gestüts mit 6 Pferden aus Spanien. 1582 kamen weitere 24 Mutterstuten und 6 Hengste in das Karster Gestüt. Dazu wurden in den ersten Jahren auch Pferde aus der nahegelegenen italienischen Polesina angekauft, sowie Pferde neapolitanischen Blutes in das neue Gestüt gebracht.

Die Zuchtarbeit wurde bis ins 18. Jahrhundert ausschließlich mit Pferden spanischen Blutes fortgeführt, auch wenn weitere Hengste aus Italien, Deutschland oder Dänemark dem Gestüt zugeführt wurden. Auch Araberpferde waren wiederholt im Zuchteinsatz und 1810 kam mit dem Araberhengst Siglavy ein Orientale in das Gestüt, der in der Folge zu einem der 6 Linienbegründer wurde, auf deren Basis bis heute die traditionelle Lipizzanerzucht aufbaut. Durch zahlreiche Kriege mussten die wertvollen Pferde mehrmals aus dem Gestüt fliehen. Doch diese Fluchten trugen zur Verbreitung des Spanischen Karsters wesentlich bei und waren Grundstein für die Zucht dieses Pferdes in den östlichen Gebieten der Donaumonarchie, wo sie in den Nachfolgestaaten bis heute erfolgreich betrieben wird. Der Name Lipizzaner ist in den Gestütsbüchern erstmals im 18. Jahrhundert verzeichnet und wird seither verwendet.

Die Kriege

1915 erfolgte im Zuge der Wirren des 1. Weltkrieges die totale Evakuierung und Auflösung des Hofgestütes. Die Pferde wurden nach Laxenburg bei Wien, die Jungtiere in das noch existierende Hofgestüt Kladrub in Böhmen gebracht. Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie fand der in Österreich verbliebene Teil der Originalherde im Gestüt Piber, in der Nähe von Graz im Bundesland Steiermark eine neue Heimat. So schließt sich ein gewisser Kreis, wenn wir wissen, dass der seinerzeitige Gründungsauftrag auch von der Steiermark ausging.

Der zweite Weltkrieg machte eine neuerliche Flucht der Pferde notwendig. Gemeinsam mit den Beständen aus Lipizza und verschiedenen kleineren Gestüten in Serbien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina wurden die Lipizzaner 1941 und 1942 nach Hostau in Böhmen verlegt. Die Rettung der Lipizzaner, ermöglicht durch das rasche Handeln des amerikanischen Generals Patton, unter dem Kommando Colonel Reeds ausgeführt, ermöglichte über Zwischenaufenthalte in Oberösterreich 1951 schließlich die glückliche Rückkehr der Lipizzaner nach Piber. Die gemeinsam zurückgeführten Lipizzaner Italiens und der Gestüte der Balkanländer wurden 1947 und 1948 auf Grund der genau geführten Zuchtaufzeichnungen Österreichs diesen Ländern wieder zurückgestellt.

1983 musste die Lipizzanerzucht in Piber ein schweres Schicksal verkraften, als bedingt durch die verheerende Ausbreitung einer Viruserkrankung – nahezu 50 % des Bestandes verloren ging. Durch strenge Hygienemaßnahmen und ein konsequentes Zuchtprogramm wurde der Bestand wieder so weit aufgebaut, dass wir 2001 mit über 60 Mutterstuten und einem Gesamtbestand von 220 Pferden über eine hervorragende Ausgangsbasis für die Zuchtarbeit der kommenden Jahre verfügen.

Ausnahmslos alle Lipizzanerhengste der Spanischen Hofreitschule kommen aus Piber und basiert das mit dem Spanische Hofreitschule-Gesetz noch untermauerte Zuchtprogramm auf den 6 klassischen Hengststämmen und den original klassischen Mutterfamilien.

Die Bereiter

Die Pflege der klassischen Reitkunst und die Erteilung des Reitunterrichts obliegt den Bereitern und Oberbereitern. Ihre Ausbildung erfolgt der alten Tradition folgend. Die Elevenausbildung beinhaltet jedoch auch eine theoretische Ausbildung in Reittheorie, Pferdekunde, Veterinärkunde etc. etc. Der Einstieg erfolgt üblicherweise nach absolvierter Pflichtschule als Eleve und ist verbunden mit einer eingehenden Ausbildung an der Longe ohne Bügel, um Gleichgewicht und tiefen Sitz zu erlernen. Der Eleve erlangt dadurch Lockerheit, Entspanntheit und losgelassenes Reiten. Anschließend lernt er von einem voll ausgebildeten Schulhengst die richtige Anwendung der einzelnen Hilfen und ihre Wirkung kennen. Kann der Eleve einen zugerittenen Schulhengst in der Schulquadrille im Rahmen einer Vorstellung präsentieren, wird er Bereiteranwärter. Hat er selbst einen Hengst bis zu dieser Reife ausgebildet, erwirbt er damit die Qualifikation zum Bereiter. Die Qualifikation zum Oberbereiter und zum Ersten (=leitenden) Oberbereiter erfordert unter anderem außerordentliches Können in den Schulen über der Erde.

Zur Zeit werden 70 Hengste an der Spanischen Hofreitschule von 4 Oberbereitern, 4 Bereiter, und 3 Bereiteranwärtern für den großen Auftritt in der Galavorstellung sowie 6 Eleven als Nachwuchsreiter ausgebildet. Neben dieser reitenden Equipe umfasst die Gesellschaft Spanische Hofreitschule Bundesgestüt Piber rund 100 weitere Mitarbeiter, vom Sattelmeister, über Stallmeister und Pflegepersonal bis zum Schmied.

Der Direktor der Gesellschaft Spanische Hofreitschule Bundesgestüt Piber: Dr. Werner Pohl

Dr. Werner Pohl (46) ist ausgebildeter Fachtierarzt für Pferde und Tierzucht. Er ist seit 1.2.2001 Direktor der Gesellschaft Spanische Hofreitschule Bundesgestüt Piber.

Seine berufliche Laufbahn begann Dr. Pohl nach seiner Ausbildung zum Tierarzt als Assistenzarzt an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Hier war er von 1982 bis 1985 in den Fachgebieten Geburtshilfe, Gynäkologie, und Andrologie tätig. Von 1985 bis 1997 war Dr. Pohl als Tierarzt in der damaligen Bundesanstalt für Pferdezucht Stadl Paura (OÖ) seit 1987 als stellvertretender Leiter der Bundesanstalt. Während dieser Zeit spezialisierte sich Dr. Pohl auf die Fachbereiche Zucht und Fortpflanzung (u.a. künstliche Besamung beim Pferd). Daneben war Dr. Werner Pohl in der Sportveterinärmedizin aktiv, etwa von 1991 bis 1997 als Teamtierarzt der österreichischen Gespannfahrer und als Lehrbeauftragter an der Bundesanstalt für Leibeserziehung (Veterinärkunde für Reit- und Fahrlehrer). Außerdem war Dr. Pohl in leitender Mitarbeit bei der Entwicklung des Ausbildungsmodells Pferdewirt (OÖ) tätig.

Von 1998 bis 2001 war Dr. Pohl beim Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft angestellt. Er zeigte sich verantwortlich für die fachliche Betreuung aller Verhandlungen im Zusammenhang mit Fragen der Führung des Ursprungszuchtbuches für Lipizzaner. Außerdem übernahm Dr. Pohl die Leitung für diverse Reorganisationsprojekte und war für die Konzeption und den Aufbau von Kostenstellenrechnung in Bundesdienststellen (Stadl-Paura, Wels, Spanische Hofreitschule, Bundesgestüt Piber ) verantwortlich.



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